"Petri Haus - Hospiz im Garten" in Schleswig: Den letzten Tagen mehr Leben geben

Das neu gebaute Haus hat ein Dutzend Zimmermit mit großen Fensterfronten, einer Terrasse und grüner Blumenwiese.

Zeit zum Zuhören: Janik Goldmann (stellvertretende Pflegedienstleitung) und Josefine von Possel, die ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, im Gespräch mit einem ihrer Gäste. FOTO: J. VOIGT

Es ist früh morgens. Kurz vor 6 Uhr hat die Schicht von Janik Goldmann angefangen. Im ist es Gemeinschaftsraum still und die meisten Gäste im Haus schlafen noch lange friedlich in ihren Betten. Die Kaffeemaschine läuft, kurz ein paar Worte mit der Kollegin aus dem Nachtdienst wechseln und für den 28-Jährigen beginnt ein Tag, von dem er jetzt noch nicht so genau weiß, was dieser mitbringen wird.

Das „Petri Haus - Hospiz im Garten“ ist ganz in der Nähe der Innenstadt von Schleswig gelegen und wurde vor gut zweieinhalb Jahren eröffnet. Ein Dutzend Zimmer hat das neu gebaute Haus mit großen Fensterfronten, einer Terrasse und grüner Blumenwiese ringsum. Janik Goldmann hat schon bald nach seiner Ausbildung zum Altenpfleger die Stellvertretung der Pflegedienstleitung Jennifer Melchertsen übernommen und hat mit Planung, Pflege und der Sterbebegleitung alle Hände voll zu tun. Trotzdem stand nach einem Schulpraktikum im Pflegeheim für ihn schnell seine Berufswahl fest. Ich habe sie bisher nie bereut“, sagt er.

Anders als in Pflegeheimen ist der Alltag im Hospiz nicht planbar. „Jeder Tag ist anders, jeder Gast ist anders und braucht seine ganz eigene Betreuung“, weiß auch Jennifer Melchertsen. Im Hospiz geht es neben der Pflege vor allem ums Zu- und Hinhören, ums Dasein und Begleiten. Über Ängste wird viel gesprochen, Lebensgeschichten erzählt, Hände gehalten, gemeinsam getrauert und geweint. „Bei uns wird aber auch viel gelacht und die Atmosphäre im Haus ist überhaupt nicht traurig“, ist man sich einig.

24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Petri Haus, dazu kommt eine Reihe von ehrenamtlichen Kräften. „Ohne sie geht es nicht“, weiß Janik Goldmann. Sie helfen in der Küche oder im Büro, übernehmen den Telefondienst oder unterstützen bei der Sterbe- und Trauerbegleitung. Einen großen Teil der Aufgaben im Hospizdienst nimmt die Verwaltung ein, dazu gehören beispielsweise organisatorische Abläufe, die Bearbeitung von Anträgen sowie die Kommunikation mit den Behörden und Pflegekassen. Auch Gespräche mit Angehörigen wollen geplant sein.

Gearbeitet wird im Drei-Schicht-System und jeder Mitarbeiter hat im Schnitt vier Gäste zu betreuen. „So haben wir für jeden Gast viel Zeit und wir müssen nicht ständig auf die Uhr sehen“, sagt Janik Goldmann. Zeit beanspruchen auch die täglichen Übergaben. Wie geht es Frau Petersen heute? Was kann man für Herrn Christiansen noch tun? Aber auch die eigenen Sorgen werden im Team besprochen. „Der Austausch untereinander ist für uns sehr wichtig“, so Janik Goldmann. Besonders dann, wenn junge Menschen zum Sterben ins Hospiz kommen, braucht auch das Team hin und wieder Unterstützung. „So richtig daran gewöhnen kann man sich nie, aber man lernt damit umzugehen.“ Unter anderem steht dem Team der Psychologische Dienst, Supervisionen und die Seelsorge des Hauses zur Seite.

Personalnot hat das Petri Haus selten. „Wir bekommen fast täglich Bewerbungen“, freut sich die Pflegedienstleitung. Die meisten Gäste kommen nur für wenige Tage ins Hospiz und werden liebevoll auf ihrem letzten Weg begleitet, manchmal aber bleiben sie bis zu einem Jahr im Petri Haus. Auch dass sich Gäste wieder erholen und zurück nach Hause können, erleben die Hospiz-Mitarbeiter immer wieder.
„Ich bin dankbar für die Menschen, die ich hier kennenlernen darf. Für mich ist das eine sinnstiftende Arbeit, die mich verändert hat und sehr zufrieden macht“, ist sich Janik Goldmann sicher.
Julia Voigt