Bestattungsbranche im Wandel

Alle, die sich beruflich um den letzten Abschied von Menschen kümmern, haben heute andere Schwerpunkte als vor einigen Jahrzehnten. Das bietet auch Chancen.

Rund 75 Prozent der Verstorbenen werden heutzutage eingeäschert - im Bild der so genannte Übergaberaum eines Krematoriums. Foto: Jutta Jelinski/BdB

Das klassische Bild des schwarz gekleideten männlichen Sargträgers gehört der Vergangenheit an. Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist beliebt - nicht nur bei Männern. Im Jahr 2022 waren 56 Prozent der künftigen Bestattungsfachkräfte Frauen, wie der Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) berichtet.

„Im jüngsten Jahrgang haben 370 neue Azubis die dreijährige Ausbildung im Bestatterhandwerk begonnen, doch es hat tatsächlich noch deutlich mehr Bewerbungen als Stellen gegeben“, sagt Verbandssprecherin Herrnberger. Grund dafür sei unter anderem, dass der Ausbildungsberuf erst wenige Jahre alt sei und es noch mehr Betriebe mit Ausbildungsberechtigung geben könnte. Vor allem wegen der Vielfältigkeit der Tätigkeit ziehe es junge Menschen in die Branche - auch Schulpraktika seien beliebt, berichtet Herrnberger.
Neben rechtlichen Aspekten spielen sowohl Psychologie, Beratung als auch Gestaltung eine Rolle in dem Beruf, den immer mehr Schulabgänger interessant finden. Zudem sei der Markt der rund 5500 kleinen oder mittelständischen Bestattungsinstitute krisensicher und stabil. Auf sie verteilten sich rund zwei Milliarden Euro Umsatz jährlich.

Mehr Feuerbestattungen

Die Branche ist im Wandel: In Deutschland wurden nach Angaben des BDB im Jahr 2022 rund 75 Prozent der mehr als eine Million Verstorbenen eingeäschert. Lediglich bei rund 25 Prozent gab es eine Erdbestattung, die noch vor einigen Jahrzehnten sehr geläufig war.
„Viele Menschen leben nicht mehr am gleichen Wohnort wie ihre Eltern und Großeltern und wählen daher ein pflegefreies Grab, wie in einer Gemeinschaftsgrabanlage, ein Parkgrab, ein Platz in einem Kolumbarium oder eine Baum- oder Seebestattung“, sagt Herrnberger.

Urnenbeisetzungen sind zudem zeitlich flexibler als Erdbestattungen. Je nach Bundesland kann die Urnenbeisetzung bis zu sechs Monate nach einer Einäscherung stattfinden. Eine Erdbestattung muss spätestens vier bis zehn Tage nach Eintritt des Todes vollzogen sein. Sarghersteller bekommen die Veränderungen zu spüren. Deutschlandweit gibt es nur noch etwa 15 industrielle Produzenten, wie der Bundesverband Bestattungsbedarf mitteilt.
Auch Steinmetze stellt der Wandel vor Herausforderungen. „Mengenmäßig haben wir insbesondere bei vorgefertigten Grabmalen seit längerem einen deutlichen Einbruch zu verzeichnen“, sagt die Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Steinmetze, Sybille Trawinski.
„Interessanterweise sind aber Steinmetzunternehmen, die handwerkliche, individuelle, also hochwertige Grabmale herstellen seit circa vier Jahren sehr gut ausgebucht.“ Trawinski ist zuversichtlich: „Das Grabmal bleibt weiterhin eine Kernkompetenz des Steinmetzhandwerks.“
dpa