Glücklich im Ruhestand

Als Neu-Rentnerin oder Neu-Rentner erstmal in ein tiefes Loch stolpern - das will niemand. Eine gute Planung ist da die halbe Miete.

Was will ich noch erleben, was von der Welt sehen? Auch diese Frage gehört zur guten Vorbereitung des Ruhestandes dazu. Foto: Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

Erst die Monate, dann die Tage - viele ältere Berufstätige zählen sie. Sie fiebern dem Tag entgegen, an dem sie nicht mehr arbeiten müssen und endlich im Ruhestand sind.

Doch immer wieder kommt es vor, dass Neu-Rentnerinnen und -Rentner dann in ein tiefes Loch fallen. Die ersten Wochen ohne den Berufsalltag haben sie wie Urlaub genossen. Aber dann machen sich Leere und Frust breit. Ein Anzeichen dafür, dass man sich nicht oder nicht richtig auf das Rentnerdasein vorbereitet hat.

„Ohne eine solche Vorbereitung kann es passieren, dass Betroffene sich auf einmal trotz ihres familiären Umfelds einsam fühlen, weil der sonst so selbstverständliche Tagesablauf und Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen nicht mehr ist“, beschreibt die Diplom-Psychologin Prof. Eva Asselmann.

Identifikation mit dem Job

Arbeit gibt unseren Tagen Struktur. Ist sie auf einmal nicht mehr Teil unseres Lebens, fehlen vielleicht sinnstiftende Aufgaben. Viele fühlen sich dann nutzlos und unausgefüllt. Bis zum letzten Tag voll gearbeitet, dann in den Ruhestand - also von 100 auf 0. Ist die Lösung, sich "schleichend“ aus der Arbeitswelt zurückzuziehen? Stichwort: Altersteilzeit, also ab einem gewissen Alter die Stundenzahl sukzessive reduzieren.

Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. „Ob das für jemanden eine Option sein kann, hängt von der individuellen Lebenssituation ab“, sagt Eva Asselmann.

Bestandsaufnahme schon vor dem Renteneintritt

Egal ob Altersteilzeit oder nicht: Ohne eine gründliche Vorbereitung aufs Rentendasein besteht die Gefahr, dass sich aus der neuen Bedeutungslosigkeit ein emotionales Tief entwickelt. Um das zu verhindern, gilt: Je früher ältere Berufstätige mit dem Planen beginnen, desto besser.

„Am besten, man macht dann eine Art Nabelschau“, rät Herb Stumpf. Diese Fragen helfen dabei: Wo liegen meine Fähigkeiten und Interessen? Was will ich noch erleben - und kann ich mir das finanziell leisten? Wie ist mein Gesundheitszustand? Welche Pläne und Ideen hat mein Partner oder meine Partnerin - und wie lassen sie sich mit meinen vereinen? Wie sieht es mit der übrigen Familie aus, wie mit sonstigen sozialen Kontakten wie Freundinnen oder Nachbarn?

Im nächsten Schritt geht es darum, konkrete Ziele zu definieren. Sie sind die Grundlage, aus der sich konkrete Aufgaben und Aktivitäten entwickeln, die im Ruhestand das Leben füllen - und ihm Sinn schenken können.

Manche verspüren vielleicht den Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wer nicht weiß, welches Ehrenamt in Frage kommt, kann sich beraten lassen, etwa bei den Freiwilligenagenturen, die es in vielen Kommunen gibt. Wer schon weiß, wo er oder sie sich einbringen möchte, nimmt einfach Kontakt zur jeweiligen Einrichtung auf und bietet seine Hilfe an.

Wer auch über den Renteneintritt hinaus zumindest für ein paar Stunden am Tag oder in der Woche arbeiten möchte, sollte sich überlegen: Kann oder möchte ich das beim alten Arbeitgeber tun?

Eine Option für alle, die im Alter noch mehr von der Welt sehen möchten: Der Senior Experten Service (SES) vermittelt ältere Fachleute im Rahmen von Zeitjobs ins Ausland. „Vom Metzger bis hin zu Managerin werden beim SES nahezu alle Fachkräfte gesucht und vermittelt“, sagt Herb Stumpf.

Und für alle, die im Ruhestand intensiv ihren Interessen und Hobbys nachgehen wollen: Gruppen, in denen man auf Gleichaltrige und Gleichgesinnte trifft, gibt es fast überall. dpa/tmm