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Umgebung Schleswig: Ein Leben ohne E-Bike ist möglich...

....aber besser ist mit. Wie ich Schleswig, Schlei und Schleidörfer neu entdeckte

Mit dem E-Bike bei Borgwedel unterwegs. Foto: Kay Wessin

Lange Zeit galt für mich: Je weiter weg, umso interessanter das Ziel und die Reise selbst. Bis eines Tages ein E-Bike vor meiner Haustür stand. Wie es dahin kam, ist eine andere Geschichte (aber natürlich eine völlig legale), aber da es nun mal da war, musste ich es natürlich auch benutzen. Bei einem E-Bike beginnt alles erst einmal mit dem Laden des Akkus - falls das vergessen wurde, hat man schon mal grundsätzliches etwas falsch gemacht. Aber: Batterieladen kann richtig Spaß machen. Wie die sich anstrengen muss, bis sie endlich voll ist! Und man kann ganz entspannt daneben stehen und abwarten.

Doch irgendwann kanns losgehen. Wie kompakt Schleswig doch eigentlich ist! drin, Kaum und wieder schon draußen! Wobei man, wenn man im Norden der Stadt wohnt, doch recht froh sein kann, dass es den Turbomodus gibt. Runter in die Stadt ist einfach, aber zurück... Als ein guter Freund mich letztes Jahr mit dem Fahrrad ohne E-Antrieb von Ahaus kommend (an der holländischen Grenze) in Schleswig besuchte, hat er sich noch zwei Tage nach seiner Ankunft über die Flensburger Straße aufgeregt. Der schlimmste Anstieg auf der 510 Kilometer langen Strecke, und das so kurz vor dem Ziel! Und das im platten Norden! Richtung Stadt wird es dagegen immer richtig sportlich, aber der Fahrradweg dort ist grauenhaft, und ja, Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten auch für Fahrradfahrer, selbst ohne Treten!

Schleswig, Schlei und Schleidörfer

Ich fahre natürlich nicht nach Ahaus, sondern lieber meine Lieblingsstrecke (gerne auch mehrmals in der Woche) über etliche Schleidörfer mit diversen Abstechern bis nach Missunde und wieder zurück. Aber zuvor galt es natürlich, Schleswig zu entdecken, denn es gibt keine bessere Möglichkeit, die eigene Heimatstadt kennenzulernen. Wie zu Fuß, nur besser. Wildemannsgang, Kleiner Baumhofsgang, Erdbeerenberg... Hätte man sonst wohl nie kennengelernt. Doch zurück zur Tour. In Stexwig sitzt eine lebensgroße Stoffpuppe am Straßenrand, die ich immer nur recht flüchtig grüße (da geht's schnell ins Dorf hinein). Gleich danach hinter Borgwedel muss ich immer anhalten und Fotos machen, so schön gelb sticht der Raps ins Auge, mit der blauen Schlei gleich dahinter. Kleine Extrapause für WhatsApp, die Community will schließlich bedient werden! Dann der Umweg über das Internat Stiftung Louisenlund, auch direkt an der Schlei. Wenn es das Internat nicht gäbe, ständen am Sonntagabend auch endlich mehr Taxen am Schleswiger Bahnhof. Der liegt übrigens aus bekannten Gründen bisher nicht auf meinem Streckennetz. Hier gibt es nicht nur hinsichtlich der Taxen noch Verbesserungspotential.

Vorbei kommt man auch am Golfplatz in Güby, aber so weit bin ich noch nicht, wobei, eine Fahrradtasche für die Schläger und Eisen hätte ich ja schon... Aber einen Schlenker runter zur Jugendherberge Borgwedel könnte man machen (Mein Freund auf seinem Strampelbike: „Lieber nicht da runter, das ist eine Sackgasse!"). So kommt der Motor auf dem Rückweg zur Hauptstraße mal ordentlich auf Trab.

Über die Marina Fleckeby, wo ja immer noch nicht das eigene Segelboot liegt, zur Großen Breite. Zeit für eine Pause, direkt am Wasser, hier geht's ein paar Kilometer direkt über Stock und Stein. Ein Mountainbike wird dafür nicht zwingend benötigt, sähe hier aber ganz gut aus. Moment, das Zeltlager bei Weseby gibt's immer noch? Irgendwie riecht es nach Lagerfeuer und man hat wieder Sand in den Schuhen. Leider ist der Naschikönig in inzwischen Weseby Geschichte, also keine Chance auf Eierpunsch-Elche, Heiße Lippen oder Honig-Lakritz.

Einer geht noch

Wenn man schon mal hier ist, dann kann man auch gleich noch ein paar Kilometer weiter bis nach Missunde fahren, zur Fähre über die Schlei. Hier wird für kleines Geld übergesetzt obenrum und man radelt zurück nach Schleswig. Ich bin aber aktuell lieber auf der Schwansener Seite unterwegs, kehre hier um und nehme denselben Weg zurück, die Angeliter mögen es mir verzeihen. Ihre Zeit kommt noch. Dafür lockt Fahrdorf am Ortseingang mit einer wilden Hatz ins Dorf, ohne einmal zu strampeln, fast bis zum Fährhaus. Auf dem Rückweg dann gern noch über den Schleswiger Hafen, vorbei am schönsten Camper-Stellplatz an der Schlei (wirklich?), rund um den Friedhof der Holmer Beliebung (Achtung Kopfsteinpflaster, hier wird man selbst bei Langsamfahrt ordentlich durchgerüttelt), danach bei Zander ein Fischbrötchen als Belohnung. Abschließendes Highlight: die bei den nicht motorisierten Radlern sehr gefürchtete Bergetappe Flensburger/Husumer Straße im Turbogang, bevor man wieder zuhause ist.

Das nächste Mal ist dann aber die andere Seite von Schleswigs Umgebung dran. Der Fahrradweg rund um Hüsbybrücke könnte allerdings vorher ein wenig Bodenkosmetik vertragen. Muss jetzt aber schnell den Akku laden. Mehr demnächst! Kay Wessin