Kuriose Kirchen und Bierbrunnen

Weiden in der Oberpfalz und seine Hidden Places

Die ehemalige Marien-Apotheke mit ihren zwei getrennten Eingängen für katholische und evangelische Kunden ist ein kurioser Platz in Weiden. Fotos: djd/Touristikinformation Weiden/Thomas Kujat

WEIDEN - Die Suche nach außergewöhnlichen Orten, sogenannten Hidden Places, ist für viele Menschen zum Hobby geworden. Ausgefallene Spots lassen sich - und das wird diejenigen beruhigen, die keine Lust haben, in verfallene Gebäude einzusteigen - auch zwischen bunten Renaissancehäusern und reich verzierten Jugendstilgebäuden aufstöbern, zum Beispiel bei einem Stadtrundgang durch das schöne Örtchen Weiden in der Oberpfalz.

Einer der kuriosesten Orte 42.000-Einwohner-Stadt der im Oberpfälzer Wald ist die ehemalige Marien-Apotheke mit ihren zwei Eingängen, dem „katholischen Türl“ und dem „evangelischen Türl“. Letzteres ließ im 19. Jahrhundert der geschäftstüchtige katholische Marien-Apotheker ums Eck vom Haupteingang einbauen, um protestantische Kunden vor den Blicken seines wohl nicht gleichermaßen beliebten evangelischen Konkurrenten zu schützen.

Die Kirche St. Michael wurde lange als Simultankirche genutzt.
Die Kirche St. Michael wurde lange als Simultankirche genutzt.

Heilige auf Zeit

Ganz in der Nähe der „Zwei-Türen-Apotheke“ liegt die evangelisch-lutherische Kirche St. Michael. Wie weitere 48 Kirchen in der Umgebung wurde auch das barocke Gotteshaus im Zentrum von Weiden lange als Simultankirche von beiden Konfessionen gemeinsam im 14-tägigen Wechsel genutzt – und zwar weniger aus ökumenischen, sondern aus praktischen Gründen. Spannende Spuren aus dieser Zeit finden sich in St. Michael unter anderem am Altar. Nutzten ihn die Katholiken, konnten mittels eines Drehmechanismus Nischen für die Aufstellung von Heiligenfiguren geöffnet und im evangelischen Turnus wieder geschlossen werden. Unter www.weiden-tourismus.info gibt es Informationen zu allen Sehenswürdigkeiten sowie zu unterschiedlichen Themen- und Gruppenführungen. 

Seine Nähe zur deutsch-tschechischen Grenze machte Weiden nach dem Zweiten Weltkrieg auch zur neuen Heimat von rund 10000 Vertriebenen. Ihrer Geschichte widmet sich das Tachauer Heimatmuseum im Alten Schulhaus. Im selben Gebäude ist auch das Stadtmuseum untergebracht, in dem Teile der historischen Einrichtung der „Zwei-Türen-Apotheke“ ausgestellt sind.

Am Unteren Markt sollte man am Mauermann-Brunnen vorbeischauen. In den vielen detailreichen Szenerien ist auch St. Michael mit zwei symbolhaft als katholisch und evangelisch gekennzeichneten Eingängen zu erkennen. Und noch vor ein paar Jahren konnte bei größeren Sommerfesten eine inzwischen stillgelegte Leitung angeschlossen und so Bier direkt aus dem Brunnenauslauf gezapft werden. djd