Es riecht nach frischem Holz, feinster Schleifstaub vermischt sich mit der Umgebungsluft und filigrane Hobelspäne lassen das Sonnenlicht durch ihre Maserung scheinen. Ein malerisches Szenario in pragmatischer Umgebung. Im Bankraum der Holzwerkstatt der Beruflichen Schulen des Kreises Nordfriesland Husum bereiten sich Auszubildende auf die Zwischenprüfung vor. Im hellen Sonnenlicht, der Fensterfront zugewandt, arbeiten Ann Marret Matthiesen und Sarah Bahnsen konzentriert an ihrem Werkstück - einem Ärmelbügelbrett, wie es Generationen bereits zum Plätten der Hemdsärmel verwendet haben. Eine Etage tiefer ist es lauter, auf andere Weise staubig und die Maurerhalle strahlt eine kühlere Atmosphäre als der Bankraum aus. Jannick Lübke setzt die letzte noch fehlende Fliese an die provisorische Wand und vollendet damit sein Übungsstück.
Ist es ihr Traumberuf, welchen sie hier erlernen und wo kommt das Interesse an der Branche her? ,,Mit Holz zu arbeiten bringt täglich Freude mit sich und am Ende eines Tages, eines Projektes etwas Selbsterschaffenes in den Händen zu halten, ist ein erfüllendes Gefühl“, resümiert die 21-jährige Ann Marret.
Nach ihrem Abitur im Jahr 2021 war für sie klar, dass es nur einen Weg gibt: Die Ausbildung zur Tischlerin. ,,Zuhause sitzen und die ganze Zeit nur lernen zu müssen, konnte ich mir gar nicht vorstellen. Daher kam ein Studium für mich nicht in Frage.“ Die junge Frau aus Enge absolvierte zunächst in unterschiedlichen Tischlereien Praktika, um sich zu orientieren. ,,Ich fand von Tag zu Tag mehr Gefallen an dieser Tätigkeit.“ Ein wenig über sich selbst erstaunt, entwickelte sie pure Leidenschaft für das Handwerk. ,,Etwas mit meinen Händen zu erschaffen, ureigenste Ideen umzusetzen, genau das bringt mir Spaß!"
Neben Möbeln produziert ihr Ausbildungsbetrieb in den Reußenköögen auch Fenster. Wir sind ein junges Team und alle sind darauf bedacht, uns in wechselnden Aufgabenbereichen zu unterstützen." Schade findet die junge Tischlerin, dass in der Gesellschaft immer noch manchmal kritisch auf die Handwerksbranche gesehen wird. „Als ich nach meinem Abi eine Lehre begonnen habe, wurde meine Entscheidung von einigen Seiten hinterfragt." Dabei ist jeder in der Gesellschaft auf handwerkliche Leistungen angewiesen.
Eine recht ähnliche Motivation hatte Sarah Bahnsen, als sie nach ihrem Abitur 2016 zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte und einige Zeit in diesem Bereich arbeitete. ,,Durch die Arbeit an unserem eigenen Haus und durch den Großvater meines Freundes, der Tischlermeister ist, wurde ich inspiriert und wollte mir mehr Fähigkeiten diesbezüglich aneignen." In ihrem erlernten Beruf fühlte sie sich zu dieser Zeit nicht genug ausgelastet und sah im Tischlerhandwerk die Chance, ihre kreative Seite auszuleben. Für ihre Ausbildung hat sie sich eine moderne, familiär strukturierte Tischlerei in Husum ausgesucht, welche vorzugsweise Möbel herstellt. „Es gibt viele Wege der Holzverarbeitung. Mir ist das filigrane Arbeiten am liebsten, daher entschied ich mich für das Tischlerhandwerk, nicht das Zimmern." Ihr Abitur und persönlicher Ehrgeiz ermöglichen Sarah, die Ausbildungszeit um ein Jahr zu verkürzen.
Ebenfalls sein Abitur in der Tasche hat Jannick Lübke aus Langenhorn. Durch seinen Vater hat er das Maurerhandwerk kennengelernt und mit sieben Jahren war bereits klar: ,,Maurer ist der perfekte Beruf für mich. Draußen an der frischen Luft zu arbeiten und ein gutes Team um sich herum zu haben ist Gold wert."
Nach der Lehre wird es nicht langweilig. Denn der 20-jährige kann sich eine Weiterbildung zum Techniker ebenso gut vorstellen wie den Weg auf die Meisterschule einzuschlagen. Silke Kurtz
