Freiheit

Die Erlösung aus der festlichen Quarantäne

Klirrend kalte Freiheit: Nach einem Weihnachtsfest in Quarantäne kann Kai Lehn sie genießen. FOTO: TEA LEHN

Draußen wird alles immer schlimmer. Ich bleib' in meinem Zimmer", singt die Rockband Madsen in ihrem Song ,,Quarantäne für immer“. So weit, so eine nicht ungewöhnliche Aussage in den vergangenen zweieinhalb Corona-Jahren. Und ich? Bin keinesfalls gerne allein. Erst recht nicht zu Weihnachten. Ich liebe es, in der Vorweihnachtszeit Freunde zu sehen und  mit meiner kleinen Familienbande den Lichterglanz im Advent zu genießen. Und zu Heiligabend freue ich mich auf das Funkeln in den Augen meiner Tochter und meines Sohnes.

„Verzicht ist eben eine Tugend, die zwar oft beschwört wird, aber im Könsumwahn der Vorweihnachtszeit häufig untergeht.”
Autor Kai Lehn ist Leiter der Wochenzeitungen- und Sonderthemenredaktion. FOTO: SH:Z
Autor Kai Lehn ist Leiter der Wochenzeitungen- und Sonderthemenredaktion. FOTO: SH:Z

Doch leider wiederholte sich dieses Jahr im Dezember etwas - wenn auch etwas abgewandelt. Meine eigenen vier Wände waren für zwei Wochen ein Virus-Hotel. Die kleinen unsichtbaren Biester hatten meine Kinder, meine Frau und mich fest im Griff. Kein Corona, aber andere Plagegeister bremsten das Leben aus. Abrupt und ohne Vorwarnung. Das erinnert mich an mein Weihnachten 2021, eine Situation, die ich nicht nochmal erleben oder daran erinnert werden wollte. Kurz vor dem Fest im vorigen Jahr trat die Omikron-Variante in die Welt und dann relativ schnell in mein Leben. Meine Tochter hatte Kontakt zu einem der ersten Fälle in Schleswig-Holstein. Das Ergebnis: Quarantäne zum Fest. Meine kleine Familie und ich verbrachten eine einsame Weihnacht. Doch es war gar nicht traurig und eine Corona-Infektion gab es nicht diese bescherte uns erst das Frühjahr. 

Als Quartett unterm Baum ging es uns gut. Wir lachten, sangen Weihnachtslieder und hatten eine ganz normale Bescherung - Videoanrufe mit den Großeltern inklusive. Mein Zorn auf Corona konnte die Macht des Festes der Liebe nicht schmälern. Verzicht ist eben eine Tugend, die zwar oft beschwört wird, aber im Konsumwahn der Vorweihnachtszeit häufig untergeht.

Und richtig gut dabei war der erste gemeinsame Spaziergang zum Quarantäne-Ende. Klare kalte Luft und Sonne. Nicht nur eine gefühlte Befreiung, sondern eine befreiende Freiheit. Dieses Jahr soll es wieder schön werden. Und die Zange der Viren kann nichts daran ändern. Die Vorzeichen sind ungewiss dieser Tage, aber ich setze auf das Heilige an dem Tag der Tage. Damit es nicht so endet wie in dem eingangs erwähnten Song von Madsen: ,,Am Ende bin ich nämlich der Gewinner. Weil ich mein ganzes Leben lieber drin war." Nein, der Gewinn kann nur die Freiheit und das Leben mit den Lieben sein.