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Ohne Licht kein Schick, das sagt auch die KI

Leidenschaft für Erhellendes, ob Lichterkette oder Lavalampe.

FOTOS: SH:Z; STOCK.ADOBE.COM

Ich suche nach Erleuchtung. Und das schon lange. Niemals bin ich bisher angekommen. Und meinen Weg habe ich erst nach einer Weile erkannt. Um was geht es eigentlich? Ich suche die schönste Lichterkette und sonstige erhellende Produkte. Eine Reise, für die nicht alle Menschen Verständnis haben. In einer privaten Weihnachtsrunde wagte ein Gast eine steile These: „Wisst ihr eigentlich, dass man den Bildungsstand von Menschen an der Menge ihrer Lichterketten vor Weihnachten ablesen kann.“ Mit einem kurzen „Ich liebe Lichterketten“ zog sich eine Mauer des Schweigens hoch, die nur durch einen kleinen Witz der Ablenkung aufgelöst werden konnte. Aber die Leidenschaft für Erhellendes lasse ich mir nicht madig machen.

Bevor ich weiter in das Thema einsteige zitiere ich meinen Vater: „Ich mache das Licht an, um zu sehen, du nicht.“ Das stimmt. Keine Widerrede. Auch wenn ich mit 46 Jahren mittlerweile „richtiges Licht“ zum Lesen benötige. Das hält mich aber nicht davon ab, weiter auf das Schöne zu setzen. Wenn mir jemand eine Freude machen will, gibt es was Leuchtendes. So kamen schon bunte, aneinandergereihte Papageien, ein großer, strahlender Weihnachtsstern oder kleine Elche mit Feueraugen in meinen Besitz beziehungsweise in meine eigenen vier Wände. Und das Argument, die Stromkosten seien zu hoch, begegne ich mit: In Zeiten von LED ist der Verbrauch gering und mein eigener Glücksprofit überwiegt die Kosten um ein Vielfaches. Aber das Argument zieht bei meiner Frau nicht. Sie nimmt mich so, wie ich bin, mit meiner Leidenschaft für Erhellendes Problem ist dabei aber eher, dass ich immer mit neuen Ideen um die Ecke komme beziehungsweise schon gekauft habe - und da ernte ich mindestens ein intensives Augenrollen. Meine Tochter habe ich aber auf meiner Seite – übrigens meinen Vater auch und meine Mutter erst recht. Der Bratapfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Ich habe mal eine Künstliche Intelligenz gefragt, ob ich auf dem falschen Weg zur Erleuchtung bin:

Ich liebe Lichterketten, ist das schlimm?

Nein, es ist überhaupt nicht schlimm, Lichterketten zu lieben. Viele Menschen schätzen die gemütliche und warme Atmosphäre, die Lichterketten schaffen können. Sie werden oft in der Dekoration für verschiedene Anlässe wie Feiertage, Partys oder einfach zur Verschönerung von Räumen verwendet. Das Interesse an Lichterketten ist also durchaus verbreitet und völlig normal.

„Völlig normal“ – also dann kann ich ja weitermachen. Denn jetzt komme ich zu dem oder den schönsten schönsten Geschenk( en): Ich nehme alles an, was bunt leuchtet oder flackert oder zur Verbesserung der Atmosphäre beiträgt. Da fällt mir was ein: Was ist eigentlich mit einer neuen Lavalampe?

Das wunderbare Relikt meiner Erinnerung an die 1990er Jahre feierte kürzlich 40. Geburtstag. Das Flagschiff des Interieurs eines perfekten (Jugend-)Zimmers mit seinen lustigen auf- und absteigenden Blasen ist immer noch ein Hingucker. Meine Frau sieht das nicht so. Trendforscher würden mich vermutlich belächeln. Und meine früheren Lehrer mit Hippie-Hintergrund würden mir dazu wohl Räucherstäbchen empfehlen.

Also ja, ein „schönstes Geschenk“ kann eine Lavalampe sein. Wenn die nicht parat ist, gebe ich mich mit einer neuen Lichterkette, einer Discokugel oder klassisch einer Lichtorgel zufrieden. Licht zum Lesen ist es nicht. Aber schön und schick und einzigartig und erhellend für die Synapsen. Nächstes Jahr reden wir dann über die Leselampe oder ein neues Nasenfahrrad, um die Buchstaben besser fokussieren zu können. Aber eins ist sicher: Ich suche nach Erleuchtung. KAI LEHN



Autor Kai Lehn ist Leiter der Wochenzeitungen- und Sonderthemenredaktion.