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Ein Buch voller Erinnerungen

Manche Geschenke entwickeln sich erst mit der Zeit zu den Besten.

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich bekommen, als ich 13 Jahre alt war. Dass ich es mit viel Abstand in der Rückschau zum schönsten küren würde, ahnte ich damals nicht. Gefreut habe ich mich sofort. Und dass es etwas Besonderes war, habe ich auch gewusst. Meine Großmutter nahm mich am Heiligabend, nachdem die Reste des Weihnachtsessen weggeräumt und alle Geschenke ausgepackt waren, zur Seite. „Ich habe noch eine Kleinigkeit für dich“, sagte sie und reichte mir ein altes Buch. „Es ist ein Tagebuch, mein Tagebuch. Das habe ich als Kind geschrieben. Vielleicht findest du es interessant.“ 

Am ersten Weihnachtstag nahm ich das Tagebuch zur Hand und begann zu lesen. Bis dahin hatte ich mir gar nicht vorstellen können, dass meine Oma, damals fast 70 Jahre alt, einmal jung gewesen war. Jetzt las ich über die Abenteuer, die sie als Kind erlebt hatte, und über die Freunde, die sie getroffen hatte. Ich las über die Geschenke, die sie bekommen, und über die Feste, die ihre Familie gefeiert hatte. 

„Das ist so cool“, fand ich. „Ich wusste gar nicht, dass du so viele spannende Dinge erlebt hast.“ Meine Oma lächelte. „Ja, ich hatte eine tolle Kindheit“, sagte sie und überreichte mir ein kleines, blaues Buch mit einem silbernen Schloss. „Jetzt hast du meine Geschichten gelesen und jetzt ist es Zeit, deine eigenen Erinnerungen zu schaffen und deine eigenen Erlebnisse aufzuschreiben.“ Ich nickte und schlug das Tagebuch auf. „Ich werde meine eigenen Geschichten schreiben“, sagte ich. „Das ist großartig“, sagte meine Großmutter. „Ich bin sicher, dass du viele wunderbare Erlebnisse haben wirst.“ 

Autorin Uta Habekost ist Objektleiterin in der Wochenzeitungenund Sonderthemenredaktion für den Kreis Pinneberg. FOTOS: SH:Z; STOCK.ADOBE.COM
Autorin Uta Habekost ist Objektleiterin in der Wochenzeitungenund Sonderthemenredaktion für den Kreis Pinneberg. FOTOS: SH:Z; STOCK.ADOBE.COM

Nach ein paar Einträgen stellte ich fest, dass mein Leben viel langweiliger war, als ich es mir wünschte. Jeden Tag zur Schule zu gehen und Hausaufgaben zu machen erschien mir nicht wert, festgehalten zu werden. „Schreib alles auf – auch das, was du gefühlt hast. Fang erstmal an. Und sei nicht zu kritisch. Dann nimm das Buch mit ein wenig Abstand zur Hand und du wirst sehen, was sich geändert und entwickelt hat“, so der Ratschlag meiner Großmutter. Ich begann zu schreiben. Über meine Träume und Pläne, über meine Freunde und unsere Unternehmungen, über meine Familie und unsere Ausflüge und Urlaube. Über die Feste, die wir gefeiert haben, und über die Geschenke, die ich bekommen habe. Positives und Negatives, Lustiges und Trauriges − über einige Jahre habe ich alles festgehalten. 

Genau wie meine Großmutter habe ich irgendwann aufgehört, Tagebuch zu führen. Aber von Zeit zu Zeit nehme ich es gern zur Hand und ich bin sicher, dass mir das Schreiben geholfen hat, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren und Erinnerungen zu bewahren. UTA HABEKOST