Um Ihre Registrierung abzuschließen, gehen Sie in Ihr E-Mail-Postfach und folgen dem Link in der Bestätigungsmail. Danach können Sie den Artikel frei lesen. E-Mail erneut senden

Schnellmark: Ein Brand aus einem Eichenfass

Destillerie "Schnapsbrennerei" Isarnhoe. In unterschiedlichen Holzfässern gelagert. Ein Besuch lohnt sich!

Eine Gruppe Radfahrer hat auf ihrer Tour die Destillerie zufällig entdeckt - und genossen Fotos: Gesa Timm

Das kleine Dörfchen Schnellmark liegt etwa drei Kilometerm südlich von Eckernförde, quasi im Winkel von Bäderstrasse und B 76. Trotz der Nähe der beiden großen Straßen geht es hier ruhig und beschaulich zu, Durchgangsverkehr von Autos gibt es nicht, dagegen aber kommen zahlreiche Wanderer und Radfahrer durch den nahe der Ostsee gelegenen Ort. Viele von ihnen sind überrascht, wenn sie das große Fass am Wegesrand sehen, das darauf hinweist, dass sich hier eine Destillerie, oder wie man früher vereinfacht sagte, eine „Schnapsbrennerei“ befindet. 

Tritt man ein, ist man gleich umgeben von verschiedenen würzigen Düften und wird freundlich empfangen von Inhaber Ralf Stelzer. Zusammen mit seiner Frau Andrea hat er hier 2009 den Betrieb eröffnet; während sie sich ums Geschäftliche kümmert, widmet er sich der Brennerei. 

Die breite Produktpalette umfasst verschiedene Kornbrände und Whiskys, Gin, Aquavit, Rumspezialitäten, Obst- und Honigbrände sowie Liköre. Mit viel Engagement und Lust am Ausprobieren geht Stelzer seiner Arbeit nach. Wer beispielsweise denkt: „Na ja, Korn ist eben Korn“, wird schnell eines Besseren belehrt: Hier gibt es Kornbrände aus Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Dinkel oder auch Buchweizen, alle mit ganz eigenem Aroma.

Die guten Tropfen reifen in Fässern unterschiedlichster Art.
Die guten Tropfen reifen in Fässern unterschiedlichster Art.

Aber das ist noch nicht alles: Die Brände werden in unterschiedlichen Holzfässern gelagert. Ein Brand aus einem Eichenfass sieht nicht nur anders aus, er schmeckt auch anders als einer, der in einem Eschenfass gelagert wurde. Stelzer möchte dem Korn wieder zu einem besseren Image vehelfen, handelt es sich doch um ein traditionelles norddeutsches Produkt. Er liebt es, mit feinen Geschmacksnuancen herum zu experimentieren und dabei immer neue Spezialitäten zu entwickeln. 

Großen Wert legt er dabei auf Nachhaltigkeit und qualitätvolle Ausgangsmaterialien. Alle verwendeten Getreidesorten kommen aus biologischem Anbau der näheren Umgebung, die Beeren und Äpfel von der eigenen Streuobstwiese, Kräuter wie Beifuß und Schafsgabe für die Liköre aus dem nahe gelegenen Wald. 

Die Begeisterung für die vielfältigen Aromen, die die umgebende Natur ihnen bietet, ist einer der Gründe der Stelzers, sich der Brennerei zu widmen. Bereits im Jahr 2000 erwarben sie das stilvolle Reetdachhaus in Schnellmark, in dem der Schmiedemeister Ralf Stelzer zunächst eine kleine Kunstschmiede einrichtete. Nebenbei interessierte er sich aber schon lange für die traditionelle Verarbeitung landestypischer landwirtschaftlicher Produkte. Die erste Begegnung mit althergebrachter Brennerei gab es vor mehr als 30 Jahren im Freilichtmuseum Kiekeberg südlich von Hamburg, dort wurde damals eine historische Brennanlage aufgebaut und zum Einsatz gebracht. Da sprang der Funke über, Stelzer fing an zu experimentieren, zu brennen und zu brauen, bot auch schon mal Bier aus eigener Herstellung im Freiluftmuseum Molfsee an. 

Zuversichtlich, das Richtige für sich gefunden zu haben, machten die Stelzers 2009 endgültig das Hobby zum Beruf. Inzwischen türmen sich im Haus zahlreiche unterschiedliche Holzfässer neben dem Herzstück der Anlage, der kupfernen 600 Liter Brennereianlage. Beliefert werden Gastronomie und Feinkostgeschäfte, Privatkunden können vor Ort die unterschiedlichen Produkte erwerben, alle von Hand abgefüllt in hübsche Flaschen, dekorativ verkorkt und etikettiert. Besonders freut es den Autodidakten Stelzer, dass sein Sohn den Beruf des Destillateurs erlernt und den Betrieb weiterführen wird. Das heisst aber nicht, dass der Senior ans Aufhören denkt, im Gegenteil, er hat schon wieder etwas Neues vor: Es reizt ihn, sogar auch noch die Fässer selbst herzustellen, dafür liegt in einer nahe gelegenen Sägerei schon ein aufgeschnittener Eschenstamm bereit.... gti