Der Kettensägenmann

Ein Forstwirt aus Schleswig-Holstein und seine außergewöhnliche Sammlung

Jan Matthiesen inmitten seiner Schätze. FOTO: LENA SOUMPASIS

Wenn Jan Matthiesen aus seinem Auto aussteigt, riecht es nach frisch gesägtem Holz. Der große Mann mit dem Filzhut auf dem Kopf ist Forstwirt, Kunsthandwerker und leidenschaftlicher Motorsägen-Sammler.

Ein handbemaltes Schild an seiner Einfahrt in Ascheberg, Lisch 1, weist den Weg zum Museum. In einem überdachten Unterstand, der Boden dick gepolstert mit Sägespänen, stehen Pappkisten voller weihnachtlicher Deko-Tannen und Sterne in verschiedenen Größen, gesägt aus Fichtenscheiben. „Wir haben sowas mal bei einem Gärtner gesehen“, sagt Matthiesen, ,,und meine Freundin sagte dann: Das kannst du besser und günstiger." So fing das an mit dem Kunsthandwerk.

Seine Leidenschaft für Motorsägen allerdings begann viel früher. Seit 1982, als Forstwirtlehrling im Sachsenwald bei Hamburg, ist er begeistert von alten Kettensägen. Er begann zu sammeln und hörte nicht mehr auf. An einer graubemalten Holztür hängt, ein wenig zerknittert, noch eine Einladung zum 12. Internationalen Oldtimermotorsägen-Sammlertreffen, das vor sechs Jahren auf dem Hof stattfand. Rund 25 Sammler aus ganz Europa waren da. Die Kettensägen-Community ist klein und man kennt sich.

Von den etwa 15 Sammlern aus Schleswig-Holstein besitzt Matthiesen mit über 800 Sägen und Waldwerkzeugen die größte Sammlung. Sie verbirgt sich hinter der schlichten Tür und erzählt eine Geschichte von Waldarbeit im Laufe der Jahrzehnte. Matthiesen träumt davon, seine Sägen szenisch ausstellen zu können, so wie anhand der Puppe, die mit ledernen Knieschonern am Rand sitzt und in die schier überwältigend vollen Regale blickt. Von der Decke hängt ein Wald-Teufel, ein rund drei Meter langer massiver Holz-Knüppel, der im Wald vor 100 Jahren als Hebel benutzt wurde. Ein Vorgänger der heutigen Handwinde.

In seinem Museum stehen überall Schätze zwischen den Reihen: ein Eigenbau aus der DDR mit dem Motor eines Simson-Mopeds oder ein Stihl-Modell, das extra für die schweizerische Armee zur Zweimannsäge umgebaut wurde. Matthiesen liebt die Geschichten hinter den Sägen und ersteht seine Modelle ausschließlich persönlich und am liebsten im Tausch gegen andere Sägen. „Die hier“, sagt er und nimmt ein rostiges Modell in die Hand, die ,,Bamse“, ,,habe ich einem Sammler aus Norwegen aus dem Kreuz gedreht". Von denen wurden bloß 150 Stück gebaut. Heute gibt es noch gut ein Dutzend Modelle in Sammlerhand. Es ist gebaut von Rasmus Wiig-laut Matthiesen ein ,,genialer Konstrukteur. Die Bamse hat zum Beispiel keinen Vergaser. Er hat aber auch Modelle mit Dieselmotoren konstruiert. Die werden mit Propangas vorgeheizt." Leider rücken die Enkel die Patente nicht heraus.

Der Forstwirt skandinavische selbst nutzt am liebsten Modelle. Sein erklärtes Ziel: ,,Ich will mal probieren, alle Husqvarna-Modelle zusammenzukriegen. Bis in die 90er Jahre habe ich eigentlich alles da". Wer das Motorsägen-Museum besichtigen möchte, meldet sich unter 0162/1067162.

Jan Matthiesen verkauft am zweiten Adventswochenende, 3. und 4. Dezember, von 11 bis 18 Uhr sein Handwerk bei der Waldweihnacht im Erlebniswald Trappenkamp. Die Tickets ab 7 Euro gibt es unter www.erlebniswald-trappenkamp.de/Veranstaltungen. sou