Den eigenen Marktwert kennen

Wie Beschäftigte an ein faires Gehalt kommen

Recherche steht am Anfang: Vor der Gehaltsverhandlung sollten Beschäftigte wissen, welche Bezahlung für den eigenen Job marktüblich ist. Foto: Adobe Stock

Wen das Gefühl plagt, im Job unfair bezahlt zu werden, der muss zunächst seinen eigenen Marktwert bestimmen. Das schreibt Autor Jochen Mai in einem Blog-Beitrag auf Xing. Es kann nämlich auch sein, dass Gefühl gar nicht auf Tatsachen beruht. 

Nur wenn Beschäftigte wissen, was sie für ihre Arbeit, ihre Qualifikationen, Erfahrungen und Leistungen in einer bestimmten Position verlangen können, können sie in Verhandlung gehen und belegen, dass sie mehr Gehalt verdient haben.

Im Internet auf einschlägigen Portalen nach Gehaltstabellen oder bei Jobbörsen und in Stellenanzeigen aus der Region nach Gehaltsinformationen zu recherchieren, gehört dem Beitrag zufolge daher zu ersten Hausaufgaben. Wer anhand der recherchierten Werte belegen kann, dass das eigene Gehalt unfair ist, sollte das nicht einfach so hinnehmen, rät Mai. Verschiedene Optionen kommen in Frage. Beschäftigte können zum Beispiel ihr Gehalt nachverhandeln. Das gehe am besten freundlich, bestimmt und zu einem festen Termin.

Gehaltsverhandlung braucht richtiges Timing

Wer für ein Gehaltsgespräch den richtigen Zeitpunkt wählt, erhöht die Erfolgschancen. Wichtig ist, die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen zu berücksichtigen. Ein guter Moment für die Frage nach mehr Geld ist etwa dann, wenn der Monat oder das Quartal gerade erfolgreich abgeschlossen oder das Budget erhöht wurde. Auch wer schon länger als ein bis eineinhalb Jahre nicht mehr verhandelt hat und in diesem Zeitraum womöglich neue neue Aufgaben übernommen hat, kann die Gunst der Stunde nutzen.

Eine andere Möglichkeit: Erst den eigenen Marktwert steigern und dann verhandeln. Zum Beispiel, indem man ein wichtiges Zusatzprojekt übernimmt oder aber indem man sich nach außen als Spezialistin oder Spezialist sichtbarer macht. Dann kommen womöglich sogar Headhunter auf einen zu. Ein anderer Weg kann ein Jobwechsel sein. Auch hier wartet allerdings die Frage nach den Gehaltsvorstellungen. „Deshalb führt auch ein Jobwechsel nicht an den schon angesprochenen Hausaufgaben und Vorarbeiten vorbei", schreibt Mai. dpa/tmn


Trend: Stellen-Anforderungen werden seltener erfüllt

ITZEHOE - Passt es oder passt es nicht? Im Idealfall stimmen Stellenanforderung und Bewerberprofil weitestgehend überein. Doch oft klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander, wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln gemeinsam mit dem Personaldienstleister Hays zeigt. Im Zeitraum von 2018 bis 2021 wurden dafür 53 000 Datensätze für 282 Berufsbilder ausgewertet. Grundlage war jeweils eine erfolgreiche Vermittlung durch Hays.

Profile passen nicht optimal

Das Ergebnis: Der Trend geht dahin, dass die Werdegänge der Kandidaten immer weniger mit den ausgeschriebenen Stellenprofilen der Unternehmen zusammenpassen. Je zugespitzter allerdings das Stellenprofil, desto zielgenauer die Vermittlung. 

Die größte Übereinstimmung gab es laut der Untersuchung in der IT-Software-Branche. Hier passten Job-Anforderung und Bewerber im Schnitt zu 60 Prozent zusammen. Im Baugewerbe waren es 48 Prozent, bei Sachbearbeitern 41 Prozent.

Fazit der Untersuchung: Bevor Firmen eine Stelle angesichts von Arbeitskräfteknappheit zu lange unbesetzt lassen, sind sie zu Zugeständnissen bereit. Eine zentrale Aufgabe werde künftig sein, diese Lücke durch geeignete Qualifizierungsmaßnahmen zu schließen. Das wiederum trage zur Mitarbeiterbindung bei. dpa/tmn