Mut und Motivation durch tiergestützte Pädagogik und Coaching

Anna Dämmig vom Pferdehof Mariental. Fotos: Doris Ambrosius

„Wenn der Mut verloren gegangen ist, dann überwiegt Angst“, meint Anna Dämmig vom Pferdehof Mariental in Rabenkirchen. Sie ist Livecoach und ihre Coachingpartner sind ihre Pferde, mit denen sie gemeinsam schon sehr vielen Menschen und Kindern geholfen hat. Natürlich sei Angst ein Schutzmechanismus, erläutert sie weiter, „aber manchmal sind wir zu sehr in der Vergangenheit „gefangen“ und die gefühlte Angst hat mit der Gegenwart nicht wirklich etwas zu tun.“

Persönliches Pferd als größter Lehrmeister

Erstmal sei es wichtig, „Ja“ zu sagen, dass man Ängste habe, denn jeder habe sie. „Pferde sind in jeder Sekunde völlig authentisch“, führt Dämmig fort, „und bringen Dich in das Gefühl hinein und zeigen Dir, wo es herkommt.“ Beschreibt sie, was für ein wundervolles Geschenk die Hilfe der Pferde für den Menschen sei und versucht es an sich selbst zu erklären: „Mein persönliches Pferd ist mein größter Lehrmeister. Sie weiß, wie groß sie ist, und immer, wenn ich sie sah, bekam ich Angst vor meiner eigenen Größe“, beschreibt sie ein furchtbares Gefühl. „Durch die Arbeit mit ihr wurde daraus Mut, und heute bin ich so dankbar und kann „Ja“ zu meiner Größe sagen.“ So komme sie halt auch ins Handeln, ergänzt sie. Der erste Schritt sei, nicht mehr gegen Angst zu kämpfen, sondern sie mit Liebe zu betrachten und zu schauen, was sie einem sagen möchte. „Schon dazu gehört Mut“, klärt sie auf, „der einen auf den richtigen Weg führt.“

Sie möchte Herzen öffnen mit ihrer Arbeit und der Hilfe der Pferde, „denn letztendlich kommt es immer auf das Gefühl an“, sagt sie, „und innerer Wachstum sollte auf jeder „To-Do Liste“ stehen.“ Kontakt ist möglich über: anna.daemmig@web.de.

Esel sind sehr kontaktfreudig und neugierig

„Es geht vor allem um die Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit bezüglich der Umwelt und der in ihr wohnenden Lebewesen“, erklärt Kathrin Mönnich von der Eselschule Pfefferminz in Dollrottfeld. Als Ergotherapeutin und Resilienztrainerin arbeitet sie therapeutisch mit Erwachsenen und Kindern mit Hilfe von Eseln. „Esel sind sehr kontaktfreudig, zart und neugierig“, beschreibt sie ihre Helfer, „und sie gehen echte Freundschaften ein.“ Das Besondere an ihnen sei vor allem, dass sie einem Zeit schenken, fügt sie hinzu. Ein echtes Highlight bringe sie zu Weihnachten älteren Menschen in Seniorenheimen, wenn sie als Weihnachtsmann verkleidet mit ihrer Eselin „Elvira“ vorbeikommt.

Ihr Wirken zusammen mit den Eseln ist für alle gewinnbringend und tief berührend, beschreibt sie, dass sie eine ganz feine Kommunikation auf Basis ihrer Bewegungssprache habe, welche sie auch in Kursen an die Menschen weitergebe. „Ein wichtiges Thema unter den Menschen ist vor allem auch Sicherheit und Geborgenheit. Esel nehmen die Liebe und Zuwendung des Menschen, unabhängig von seiner Art, diese zu zeigen, und unabhängig von einer Futtergabe.“ In der therapeutischen und pädagogischen Arbeit ist die Übertragung des Verhaltens von Eseln auf den Menschen ein amüsantes AHA-Erlebnis“, verrät Mönnich weiter, „und relativiert zum Beispiel negatives Verhalten von anderen oder schenkt den notwendigen Abstand dazu.“ Der weitere Effekt sei, dass man das System des eigenen Widerstandes und die auslösenden Momente und deren Wirkung erkennen und damit auflösen könne. „Im wahren Leben hat jeder seinen Platz“, sagt sie, dass alleine diese Erkenntnis von der Angst hinein in den Mut führe. Sie bietet individuelle Kurse und Einzelsitzungen an. Kontakt ist möglich über: kathrinmoennisch@web.de oder www.eselschule-pfefferminz.de.

Tiergestützte Pädagogik

Eine ganz besondere Art der Motivation und des Mutes kann ein Schulhund geben. Erfahrung damit macht gerade die Klasse 6b in der Gemeinschaftsschule an der Schlei in Kappeln. Lehrerin Viviane Kirchrath hat ihre Australian Shepherd Hündin „Riki“ vor zweieinhalb Jahren angeschafft mit dem Ziel, sie in tiergestützter Pädagogik einzusetzen. „Wir haben gemeinsam eine umfangreiche Ausbildung absolviert und sie bringt auf eine ganz neue Art und Weise Ruhe in die Klasse und Regeln werden viel besser eingehalten“, erläutert sie. Riki hat während ihrer Ausbildung eine Menge Tricks gelernt und nun ist sie der Lehrer und bringt den Schülern bei, die Kommandos richtig auszuführen, zum Beispiel wenn sie gemeinsam mit Riki einen „Spieleparcours“ durchlaufen. Dazu gehört nämlich Ruhe und Präzession, sonst klappt es nicht.

Und der Spaß ist für die Kinder garantiert, alle sind mit großem Elan dabei, auch Riki merkt man an, wie viel Freude es ihr macht. Leyla (11) und Lillith (13) sind Rikis Paten und kümmern sich um sie. „Es ist so toll einen Hund in der Klasse zu haben“, meint Lillith, „es ist viel sauberer und viel ruhiger im Klassenraum.“ Leyla stimmt ihr zu und ergänzt, dass sie besonders gerne die „Parcoursarbeit“ mit Riki liebe. „Dann üben wir mit ihr Tricks“, beschreibt sie. „Es ist so schön, dass sie da ist, sie gibt mir Ruhe“, verrät Johann (12), „sonst vergeht die Zeit immer so langsam, mit ihr viel zu schnell.“ Fügt er hinzu. Riki wird in der 6b auch vormittags während des Unterrichtes eingesetzt. die Empathie und Rücksichtnahme der Schüler für Riki ist sehr groß.

Neben der beruhigenden Wirkung übernimmt ein Schulhund weitere Aufgaben: Er ist ein Lernmotivator, Stressreduzierer und Tröster, und er schenkt den Kindern Mut. „Erfahrungen zeigen, dass die Anwesenheit eines Schulhundes im Unterricht sich positiv auf das Sozialverhalten und Klassenklima auswirkt“, führt Lehrerin Kirchrath aus, „denn er geht als wertfreier und vorurteilsfreier Klassenkamerad auf die Menschen zu und leitet so von eigenen Defiziten weg.“ Doris Ambrosius