Stadt Schleswig: Luft nach oben

Schleswig wird immer attraktiver, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial und Chancen

Ein Bick in die Ladenstraße in Schleswig. Foto: Kay Wessin

Früher war alles besser. Diese Einstellung findet man besonders bei Menschen, die schon auf eine längere Lebenszeit zurückblicken können, sprich älter sind. Wenn sie ihr aktuelles Umfeld bewerten sollen, die Stadt, in der sie schon lange leben, fallen dann häufig negative Urteile. Diese müssen nicht immer stimmen, denn häufig beschönigt unsere Erinnerung Dinge aus der Vergangenheit, die in Wirklichkeit deutlich weniger schön gewesen sind. Das nennt man Retromanie und geschieht nicht bewusst, sondern aus Selbstschutz. Diese Erinnerungen sind Teil des Konzepts, das wir als Mensch von uns selbst haben.

Heute soll alles schlechter sein? Natürlich gibt es Veränderungen, die offensichtlich sind. Das Innenstadtsterben gehört dazu. Um hier das Ruder herumzureißen, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden. Und nicht alles geht von heute auf morgen.

Aber einiges ist offensichtlich und kann sofort angegangen werden - wenn alle mitmachen. Schleswig, dass zeigen einige Indikatoren, ist in der Vergangenheit attraktiver geworden, und dieser Trend hält an. Hervorheben kann man allein schon, dass die öffentlichen Grünflächen überwiegend als sehr gepflegt wahrgenommen werden.

Besucherzahlen steigen

Schleswig verzeichnet immer mehr Innenstadtbesucher. Das belegen unter anderem die Fußgängerzählungen in der Ladenstraße, die einen Vergleich mit den Vorjahreszahlen erlauben. Was würde die Aufenthaltsqualität steigern? Im Stadtmarketing setzt man auf mehr Grün im Stadtweg mit Bäumen in mobilen Pflanzcontainern, die bei Bedarf versetzt werden können. Denn die Ladenstraße ist nicht besonders breit, und man braucht Wege für die Rettungsgassen. Auf dem Rathausmarkt verläuft eine Rettungsgasse quer über den Platz. Sie muss in jedem Fall freibleiben, was die Durchführung von Veranstaltungen dort erschwert.

Der Capitolplatz mit seiner optimalen Lage im Zentrum der Innenstadt steht daher mit im Mittelpunkt der Pläne, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Die dort stehenden Bäume schränken aktuell nur vermeintlich die Möglichkeiten deutlich ein, ihn für Veranstaltungen zu nutzen. Hier ist Kreativität gefragt, die an diesem Problem nicht scheitert. Neben dem Capitolplatz zählt auf der einen Seite der Bereich im Westen um das ehemalige Hertie-Kaufhaus zu den großen Innenstadt-Baustellen Schleswigs. Die Stadt hat sich gefühlt unendlich lange Zeit gelassen, hier Abhilfe zu schaffen. Vor wenigen Tagen gab es zumindest über das Hertie-Gelänge Erfreuliches zu lesen. Auf der anderen Seite entwickelte sich mit dem heute schönen Kornmarkt ein östlicher Eingangsbereich in die Ladenstraße. Die Ansiedlung zusätzlicher attraktiver Läden würde die Eingangssituation dort weiter verbessern. Diese beiden Pole der Ladenstraße sind entscheidend für die Lenkung der Besucherströme, und prägen auch deren „ersten Eindruck". Unterstützen würde auch die Aufwertung der Mönchenbrückstraße, die ebenso wie der Lollfuß entscheidende Zubringerfunktionen übernimmt.

Was lange währt...

Hoffnungsfroh stimmt in diesem Zusammenhang die kürzliche Nachricht, dass die Stadt im Rahmen eines geplanten Anhandgabeverfahrens ein von zwei Hamburger Unternehmen eingereichtes Nutzungskonzept für das Hertie-Gelände überaus positiv aufgenommen hat. Damit könnte die eingesetzte Kommission den Verkauf der Immobilie nach Erfüllung aller Auflagen und Kriterien durch den Käufer nach der Anhandgabezeit befürworten. Kay Wessin