Hinter der Trauer wartet die Zukunft

Tipps für Witwen und Witwer bei der Suche nach einer neuen Liebe

Nach dem Tod des Partners ist der Schmerz groß. Vor einer neuen Beziehung sollte die Trauerarbeit abgeschlossen sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Direkt nach dem Tod des Partners liegt das Thema meist noch in weiter Ferne. Doch irgendwann steht es bei den meisten jüngeren Witwen und Witwern an: Sie wünschen sich wieder einen Partner. Der Schritt ist für viele ein großer, begleitet wird er von Sorgen und Ängsten. Dazu gehören Fragen wie: Bin ich überhaupt schon bereit für eine neue Partnerschaft? Was mag die Familie denken, wenn ich einen neuen Lebensgefährten habe? Und wie wird der Partner in spe reagieren, wenn er von meinem Schicksalsschlag erfährt?

Fest steht auf jeden Fall: Die Trauerarbeit um den Verstorbenen sollte abgeschlossen sein, hier sind sich die Experten einig. Wer sich zur Ablenkung auf eine neue Beziehung einlässt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach scheitern. „Es gibt Menschen, die schieben ungünstigerweise die Trauer beiseite und gehen schnell zur Tagesordnung über", sagt Hans Onno Röttgers, leitender Psychologe an der Marburger Uniklinik. „Die Trauer kommt dann oft später wie ein Bumerang zurück."

Die Dauer der Trauer ist ganz unterschiedlich

Wie lange die Trauer dauert, ist unterschiedlich. Wichtig ist, dass der Betroffene sich schon in der Phase der Neuorientierung befindet und sich fragt: Wie soll es weitergehen? Hat er sich für eine neue Partnerschaft entschieden und schon jemanden kennengelernt, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Schließlich ist der frühe Tod des Partners ein wichtiges Thema, das nicht allzu lange ausgeklammert werden sollte. „Es gibt nicht den perfekten Zeitpunkt, um dies mitzuteilen“, erklärt die Psychotherapeutin Corinna Buchholz aus Berlin. Das erste Date sei allerdings in der Regel nicht dafür geeignet, zunächst sollten sich beide gegenseitig etwas kennenlernen und Vertrauen aufbauen.

Viele haben Angst, dass sich der neue Partner in spe zurückziehen könnte, wenn er von dem schweren Schicksal hört. Diese Angst ist nicht unbegründet. Tod ist immer noch ein Tabu-Thema, vor allem jüngere Erwachsene kennen sich mit Trauer gar nicht aus. Sie fühlen sich überfordert, ihnen fehlen die Worte. „Es ist daher wichtig, als Betroffener die Gesprächsführung zu übernehmen", rät Julia Scharnhorst, Psychologin in Wedel.

Außerdem hilft es, nicht nur bloße Information zu vermitteln, sondern diese auch zu kommentieren. Denkbar sind hier Sätze wie: ,,Mein früherer Mann ist leider sehr früh gestorben. Das ist schon drei Jahre her, ich bin jetzt gut darüber hinweg." Dies gibt dem Gesprächspartner eine Orientierung, wie er mit dieser für beide Seiten unangenehmen Situation umgehen könnte.

Doch es kann durchaus sein, dass der andere sich nach einem solchen Gespräch erst einmal zurückzieht. Röttgers empfiehlt Betroffenen, den anderen dann wieder anzusprechen. Man kann dem Gegenüber zum Beispiel Verständnis für sein Verhalten signalisieren. Allerdings sollte man vorsichtig und behutsam vorgehen, damit er sich nicht in die Ecke gedrängt fühlt.

Ein weiterer Tipp von Röttgers für beide: ,,Man sollte nicht zu schnell vorgeben, den anderen zu verstehen." Oder zu wissen glauben, was der andere fühlt. Besser ist es, nachzufragen und sich die Sichtweise des anderen erklären zu lassen. So kann ein gemeinsamer Weg gefunden werden.

Julia Scharnhorst ist DiplomPsychologin und Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Foto: Fredi Lang/BDP/dpa-tmn
Julia Scharnhorst ist DiplomPsychologin und Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Foto: Fredi Lang/BDP/dpa-tmn

Auch wenn eine Partnerschaft eingegangen wird, ist die Trauer um den Verstorbenen damit nicht vorbei. Sie wird immer wieder in unterschiedlicher Stärke an hochkommen, etwa Weihnachten oder an Jahrestagen. Hier muss jedes Paar gemeinsam besprechen, wie es mit solchen Tagen umgeht. Vielleicht möchte der betroffene Partner am Todestag zum Friedhof gehen. Ob er dabei von seinem neuen Partner begleitet werden will und ob dieser das überhaupt kann, muss jedes Paar für sich entscheiden. ,,Man sollte auf keinen Fall etwas wegen falscher Rücksichtnahme machen, was einem zuwider ist", rät Scharnhorst.

Auch unabhängig von Jahrestagen lauern einige Fallstricke. ,,Manchmal wird der Partner als Therapeut missbraucht", erklärt Röttgers. Das ist aber eine zu große Belastung. Wer therapeutische Hilfe benötigt, sollte zu einem Fachmann gehen. Nehmen die Gedanken an den Verstorbenen in der neuen Beziehung zu viel Raum ein, kann dies zu Konflikten führen. So kann sich der neue Partner nicht richtig wertgeschätzt und als zweite Wahl fühlen.

,,Möglich ist aber auch, dass so andere Konflikte verdeckt werden", erklärt Scharnhorst. So wird zum Beispiel dem Partner vorgeworfen, er denke nur noch an den Verstorbenen und stelle Vergleiche an - obwohl dies gar nicht stimmt und die Probleme in der Beziehung woanders liegen. Auch hier darf nichts unter den Teppich gekehrt werden, die Partner müssen miteinander reden. Sabine Maurer