Muss Trauerkleidung schwarz sein ?

Was heutzutage angemessen ist und was man vielleicht besser lässt

Ein Kann, aber kein Muss: sich für Beerdigungen eine schwarze Jacke anschaffen. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Abschied nehmen, den Angehörigen das Mitgefühl aussprechen: Auf Beerdigungen geht es um vieles, aber sicher nicht ums schickste Outfit. Und dennoch kann Kleidung bei Trauergästen für Kopfzerbrechen sorgen. Nämlich dann, wenn man sich unsicher ist, welche für den Anlass angemessen ist.

Eine Frage, die heute längst nicht mehr so eindeutig zu beantworten ist wie noch vor einigen Jahrzehnten, sagt die Sozialwissenschaftlerin und Trauerbe-Marion Marion Lückegleiterin Schmidt vom Bundesverband Trauerbegleitung. Damals sei der schwarze Anzug, das schwarze Kostüm quasi gesetzt gewesen.

Das ist heute anders. Manchmal schon allein aus praktischen Gründen: Bestattungswälder werden als letzte Ruhestätte immer beliebter. Wer hier bei ungemütlichem Wetter unterwegs ist, braucht nicht nur regenfeste Kleidung, sondern ist mit Gummistiefeln besser beraten als mit schwarzen Halbschuhen.

Gedeckte Farben gehen auch

Hinzu kommt: „Nicht jeder hat heute mehr eine schwarze Jacke“, sagt Lücke-Schmidt. Von klassischer schwarzer Kleidung ganz zu schweigen. Und die muss man sich auch nicht mehr zwangsläufig für Beerdigungen anschaffen, wenn man sie nicht ohnehin im Kleiderschrank hat. Mittlerweile sei es üblich, auf Alltagskleidung in gedeckten Farben zurückzugreifen“, so Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft. Kleidungsstücke in Grau, Dunkelblau und Braun sind neben schwarzen Stücken eine geeignete Wahl.

Von extrem körperbetonter oder freizügiger Kleidung rät die stellvertretende Vorsitzende der DeutschenKnigge-Gesellschaft allerdings ab. Konkret heißt das: darauf achten, dass Schultern, Dekolleté und das Bein oberhalb des Knies bedeckt sind. „Auch kurze Hosen und transparente Stoffe sind nicht empfehlenswert bei einer Beerdigung“, so Kaiser. Insbesondere dann nicht, wenn die Trauerfeier in einer Kirche oder geweihten Kapelle oder Trauerhalle stattfindet.

Im Zweifel nachfragen

Lücke-Schmidt gibt allerdings zu bedenken, dass die angemessene Kleidung immer auch vom Verstorbenen und dem jeweiligen Umfeld abhängt. Was in der einen Familie oder dem einen Bekanntenkreis womöglich als unangemessen gilt, kann in anderen durchaus passend für die Beerdigung erscheinen.

Klar ist allerdings: Hat sich die Verstorbene oder der Verstorbene einen bestimmten Dress-Code gewünscht, sollte man sich nach Möglichkeit auch daran halten. Gleiches gilt, wenn in der Traueranzeige vermerkt ist, dass von Trauerkleidung abzusehen ist. „Das fordert uns natürlich heraus“, so Lücke-Schmidt. „Weil schwarze Kleidung ist ein Schutz, das ist ja auch eine Uniform für diese Gelegenheit: Zu zeigen, ich trauere mit.“

Wer unsicher ist, was gewünscht ist, kann je nach Situation und Beziehung zum Verstorbenen und den Angehörigen auch einmal ehrlich und offen nachfragen, rät Lücke-Schmidt. Andernfalls sei es sinnvoll, sich selbst zu fragen, wie gut man es aushalten kann, mit der eigenen Kleidungswahl im Zweifel herauszustechen. Ihr Tipp: Zwei verschiedene Jacken ins Auto legen - und vor Ort entscheiden.

Wer den eigenen Nachwuchs zur Beerdigung mitbringt, sollte vor allem auf eines achten: Dass sich Sohn oder Tochter in der jeweiligen Kleidung möglichst wohl fühlt - und sie auch gerne anziehen mag. Leuchtendes Pink oder Gelb muss es aber vielleicht nicht sein. Auch bei Kindern ist es am besten, auf gedeckte Farben zurückzugreifen. dpa/tmn