OstseeMan in Glücksburg: Lokalmatadore freuen sich aufs Heimspiel

Benjamin Haas möchte an der Neun-Stunden-Marke kratzen /13 Sportler aus den den drei nördlichsten Kreisen wollen auch am Sonntag die 226 Kilometer des OstseeMan-Triathlons als Einzelstarter bewältigen

Benjamin Haas vom SV Enge-Sande gehört zu den stärksten Langdistanz-Triathleten aus dem Norden. Beim OstseeMan will der 35-Jährige unter neun Stunden bleiben. Foto: Peter Schmidt

Ein riesiges Triathlon-Spektakel fast vor der eigenen Haustür - um diesen sportlichen Luxus beneiden viele der aus ganz Deutschland zum OstseeMan angereisten Ausdauercracks die Aktiven aus dem nördlichen Schleswig-Holstein. Die Chance, sich in vertrauter Landschaft und mit dem Support von Freunden und Familie an eine große sportliche Aufgabe zu wagen, hat in 20 Jahren schon zahlreiche Aktive aus der Region zu echten „Eisenmännern“ und „Eisenfrauen“ werden lassen, die vielleicht ohne den OstseeMan gar nicht auf die Idee gekommen wären, eine solche Herausforderung anzugehen.

13 Sportler aus den den drei nördlichsten Kreisen wollen auch am Sonntag die 226 Kilometer des OstseeMan-Triathlons als Einzelstarter bewältigen. Die Liste der Ausdauercracks, die sich beim OstseeMan in heimischen Gefilden der Herausforderung einer Langdistanz stellen, war in früheren Jahren auch schon länger. Jahr für Jahr immer wieder den Trainingsaufwand für die Extremaufgabe anzugehen und sich auf den einen langen Tag im Jahr zu fokussieren, ist jedoch extrem schwierig.

Erfolgsserien wie die des fünffachen Siegers Christian Nitschke aus Rostock, der von 2010 bis 2014 fünf Mal in Folge gewann und 2015 noch Dritter wurde, oder gar die imposante Finisher-Bilanz des Glücksburgers John Witt, der seine Startnummer 111 sogar zehn Mal ins Ziel getragen hat, bleiben wohl auf lange Zeit unerreichbar.

Der Glücksburger Volker Polland hat auf seiner Heimstrecke schon zwei Mal bewiesen, dass er lange und schnell schwimmen, Rad fahren und laufen kann, und geht nun erneut an den Start über die volle Distanz. Der Achtruper Stefan Schirduan ist ein echter Stammgast und hat die 226 Kilometer an der Flensburger Förde schon mehrfach im Alleingang gemeistert. Er kennt sowohl die alte Streckenführung als auch den im Vorjahr neu geschnittenen Kurs und weiß, auf ihn zukommen wird.

Das weiß auch einer der derzeit stärksten Langdistanz-Triathleten aus dem Norden. Benjamin Haas vom SV Enge-Sande ist in den vergangenen Jahren zu Nordfrieslands Ass avanciert. Im Vorjahr hatte der 35-Jährige in Hamburg in 9:05:08 Stunden ein beachtliches Iron-Man-Debüt gefeiert. Sein Vorhaben, in diesem Jahr die Neun-Stunden-Marke zu unterbieten, konnte er vor fünf Wochen bei der Challenge Roth noch nicht realisieren. Dort bremsten Probleme auf der Laufstrecke ihn aus.

Nun nimmt Haas in Glücksburg einen neuen Anlauf. Mit der Strecke ist er durch seine Teilnahmen auf der Mitteldistanz des OstseeMan113 schon gut vertraut. „Ich habe in Glücksburg 2019 meine erste Mitteldistanz gemacht und es fühlt sich an wie mein Heimtriathlon mit all den bekannten Gesichtern auf und neben der Strecke“, erklärt Haas voller Vorfreude.

Der Nordfriese hofft, dass ihn die Atmosphäre auch sportlich beflügeln kann. „Ich möchte gerne nochmal zeigen, was drin ist. Meine Traumzeit wäre unter neun Stunden, aber mir ist bewusst, dass die Radstrecke beim OstseeMan etwas langsamer ist als in Roth und es den absolut perfekten Tag benötigt, um das zu schaffen“, erklärt Haas.

Sein Vereinskamerad Hannes Anke-Schmidt steht vor seinem ersten Start über die Langdistanz. „Ich traue mir das zu, aber es ist natürlich eine ganz andere Nummer als die Mitteldistanz und die Olympische Distanz, die ich bisher gemacht habe. Auf der langen Strecke kann viel passieren. Aber mit meinem Training sollte es körperlich drin sein“, äußert der 39-Jährige gleichermaßen Optimismus und Respekt. Vor vier Jahren hatte der ehemalige Fußballer den Triathlon für sich entdeckt.

Der Vater zweier Kinder (acht und drei Jahre) hat in den vergangenen Monaten rund zehn bis zwölf Stunden pro Woche trainiert und die langen Einheiten nochmals verlängert, wollte aber auch seine Familie nicht vernachlässigen. „Man lernt dadurch echtes Zeitmanagement. Ich habe versucht, alles so familienfreundlich wie möglich zu gestalten“, erklärt Anke-Schmidt.

Das bedeutete für den Hörgeräteakustiker, dass die morgendlichen Schwimm- und Laufeinheiten oft schon um 5 Uhr starteten, um ab 7.30 Uhr wieder startklar für Beruf und Familie zu sein. Abends ging es nach 20.30 Uhr dann oft noch aufs Rad - zu Hause auf der Rolle oder in sommerlichen den Abendstunden auf den Straßen Südtonderns. „Aber ein bisschen Schlaf braucht man natürlich auch noch“, stellt Anke-Schmidt klar.

Gut vorbereitet geht auch Kirsten Kascheike ihr Langdistanz-Debüt an. Die 43jährige vom Borener SV hat schon zahlreiche Marathonläufe absolviert. Vor den 42 Laufkilometern auch noch 3,8 Kilometer zu schwimmen und 180 Kilometer auf dem Rad zu bewältigen, ist für sie jedoch neu. Auf einen langen, anstrengenden Tag und eventuell auch wechselhaftes Wetter ist die einzige weibliche Langdistanz-Starterin aus der Region aber eingestellt. „Ich habe bei jedem Wetter trainiert und bin einiges gewohnt. Ich freue mich auf das Rennen“, sagt Kascheike.

Die Erfahrung des OstseeMan-Debüts hat Arvid Reiter vom TSV Schleswig im vergangenen Jahr gemacht. Nun wird der 29-Jährige am Sonntag erneut an der Startlinie stehen und möchte seine starke Vorjahreszeit (10:07:13 Stunden) gern nochmal verbessern. „Die Vorbereitung lief gut und die Form stimmt. Es sollte möglich sein, die Zeit von 2022 zu unterbieten“, zeigt sich Reiter kurz vor dem Rennen zuversichtlich. Niels-Peter Binder