„Für mich ist das der schönste Beruf der Welt”

Fast jeder von uns hat seinen Lieblingsfriseur, da sind wir wählerisch. Schließlich lassen wir nicht jeden an unsere Haare. Wie so ein Tag in einem Salon aussieht, hat sich unsere Redakteurin Julia Voigt bei „Dabri“ in Eckernförde angesehen.

Mit Fingerspitzengefühl und Kreativität: Das Friseurhandwerk hat es in sich. FOTO: VOIGT

Es ist 8.30 Uhr morgens. Die Bahnhofstraße, eine kleine Gasse mitten in Eckernförde, liegt noch im Tiefschlaf. Nur im Friseursalon ,,Dabri" brennen schon die Lichter. Während ich erst einmal nur versuche, nicht im Weg zu stehen, ist das Team schon eifrig mit Haare waschen und Farbe anrühren beschäftigt. Das Telefon klingelt und im Hintergrund rattert der Kaffeevollautomat.

Einen Vormittag lang habe ich mich als ,,Praktikantin" angemeldet und darf den Inhaberinnen Sabrina Hartmann und Danila Bünz sowie Anja, Tamar und Erik bei ihrer Arbeit über die Schulter sehen. ,,Freitag ist bei uns der stärkste Tag“, hatte Dani mich schon am Telefon vorgewarnt. Lange dauert es tatsächlich nicht, bis die meisten der sieben Plätze belegt sind.

Erik ist der Hahn im Korb und fühlt sich allein unter Frauen ganz offensichtlich wohl. Seinen Gesellenbrief hat er seit kurzem in der Tasche. Für seine Abschlussprüfung hat sich Erik die griechische Mythologie zum Thema gemacht und neben langen Gewändern bekamen seine Modelle pompöse Hochsteckfrisuren und schwarze Haare. Den Meistertitel will er vorerst nicht machen, aber einiges an Fortbildungen hat er schon in Planung. Wir sind ohnehin regelmäßig bei Schulungen und Seminaren dabei“, erklärt Dani, die gerade eine Bestellliste mit fehlenden Produkten für den Vertreter zusammenschreibt.

Unsere Redakteurin Julia Voigt Tamar genau sieht der Friseurin über die Schulter.
Unsere Redakteurin Julia Voigt Tamar genau sieht der Friseurin über die Schulter.

Nach jedem Kunden wird alles geputzt. Färben, Strähnchen, schneiden, waschen, Lockenwickler eindrehen, Kaffee und Schoki servieren langweilig wird es hier keinem.

Ich versuche mich in der Zwischenzeit an einem Übungskopf und das Echthaar auf der Plastikpuppe fühlt sich zwischen meinen Fingern seltsam an. Geduldig zeigt mir Tamar, wie man die langen Papilotten eindreht.

Sieht ganz einfach aus. Erst eine Strähne mit dem Kamm abteilen, Papier über die Spitzen legen, Wickler eindrehen, fertig. Nach dem vierten Versuch hält die Papilotte mehr schlecht als recht, dennoch fängt es an, mir Spaß zu machen. Ich bin ein Naturtalent, denke ich optimistisch, bis Friseurmeisterin Dani mein Werk mit „in der Prüfung wäre das jetzt eine Sechs minus" beurteilt. Na gut. Ein Nachsehen hat Tamar mit mir und geduldig zeigt sie mir, wie's richtig geht. Die Armenierin und Mutter von drei Kindern hat gerade ihre Zwischenprüfung mit einer glatten Eins absolviert und ist Klassenbeste. 

Gute Lehrlinge zu bekommen, das sei sowieso nicht einfach. Warum der Beruf wenig nachgefragt wird, können die beiden Salon-Betreiberinnen nicht verstehen. ,,Ich wollte schon als kleines Kind Friseurin werden, da gab es für mich keine zwei Meinungen“, erzählt Dani. Auch Sabrina hat nicht lange überlegen müssen. „Für mich ist das der schönste Beruf der Welt", sagt sie mit Überzeugung in der Stimme. Warum das so ist? ,,Wir haben tolle Kunden und kein Tag ist wie der andere. Es macht einfach viel Freude", ist man sich einig. Allzu gern hätte ich gewusst, was sich so zwischen Waschen und Schneiden alles erzählt wird.

„Wir hören hier jeden Tag so viele Geschichten, wir könnten Bücher damit füllen. Aber leider haben wir ein Schweigegelübde abgelegt", lacht Sabrina und ich gehe leer aus. Die meisten Kunden kennt man beim Vornamen. Viel Aufmerksamkeit liegt auf der Beratung und es wird genau hingehört. ,,Das Friseurhandwerk ist ein Handwerk, das Zeit braucht", weiß Danila. Bis 18 Uhr werden die Fünf noch gut zu tun haben. Ich hab mich auf jeden Fall von der Fröhlichkeit des Teams anstecken lassen. jvo