Von A wie bis Z wie Zündkerze Achsvermessung

Einmal Werkstattluft schnuppern durfte unsere Redakteurin Julia Voigt in Großsolt bei "Auto Volker Sander".

Azubi Stanley ist im dritten. Lehrjahr und schon jetzt kann er viele Reparaturen ganz selbstständig abarbeiten. FOTO: VOIGT

Es ist eine dieser Autowerkstätten, die es schon in meiner Kindheit gegeben hat. Es riecht nach Schmieröl, nach Metall und Gummireifen. Ein Radio läuft im Hintergrund und im kleinen Aufenthaltsraum liegt die altbewährte Plastikdecke mit Blümchendekor über dem Tisch. Hier in dem kleinen Dorf Großsolt (Kreis Schleswig-Flensburg) ist die Welt noch in Ordnung, denke ich mir, als ich über Schotter bis vor die Bürotür von ,,Auto Volker Sander" fahre.

Jeden Morgen um 8 Uhr wird die Werkstatt geöffnet. ,,Meine Leute sind schon eine Viertelstunde früher da, damit wir in Ruhe zusammen Kaffee trinken und die Lage besprechen können“, sagt der Inhaber, für den das ,,Du" selbstverständlich ist. Zu seiner Mannschaft gehören der Geselle Kewen (28) und Azubi Stanley (19). Als ich - ,,Praktikantin für einen Vormittag" meinen Dienst antrete, stecken die Köpfe der beiden schon unter Motorhauben. ,,Wir müssen nicht viel absprechen, jeder weiß was er zu tun hat“, erzählt Volker. Im Büro hilft Ulrike aus. Sie macht die Buchhaltung, sortiert Kontoauszüge, hängt am Telefon und erklärt ihrem Chef immer wieder geduldig, wo was auf der Rechnung stehen sollte. 1996 hat Volker Sander die Werkstatt eröffnet und repariert Fabrikate aller PKW-Hersteller. Eine der häufigsten Aufträge ist der Service, zu dem unter anderem der Öl- und Filterwechsel sowie die Durchsicht der Bremsen gehören. Im Gegensatz zu früher sei der Alltag für ihn entspannter geworden. Denn auch in der Sander-Werkstatt hat die digitale Technik Einzug gehalten und Fehler werden heute durch moderne Software ausgelesen. So ist der Laptop eines der wichtigsten Werkzeuge des KFZ-Mechatronikers. „Die Technik zeigt mir an, dass die Lambdasonde kaputt ist, aber nicht, dass da der Marder dran war. Nach der Ursache suchen muss man selbst“, sagt Volker, während er mir erklärt, woran man eine abgebrannte Zündkerze erkennt.

Ob Achsvermessung, oder Stoßdämpfer, ob Unfallschaden oder eine neue Frontscheibe, gehen die Aufträge „quer durch den Garten". Alle Ersatzteile, die bis 9.30 Uhr bestellt werden, werden bis 13.30 Uhr geliefert. Auch nachts kommen noch Pakete an. Für seine Kunden übernimmt Volker ebenso die Abwicklung mit Versicherungsgesellschaften.

Überstunden muss bei ihm keiner machen, dennoch gibt es Zeiten, in denen es stressig werden kann. Zwei Mal in der Woche kommt der TÜV ins Haus. „Vor allem im Frühjahr und Herbst, wenn der Reifenwechsel ansteht, gibt es viel zu tun", so der Karosserie- und Fahrzeugbaumeister. Denn mit den neuen Schlappen heißt es oft „Kannst du dann gleich die überfällige Inspektion mitmachen?" Nicht selten finden die KFZ-Mechatroniker noch Mängel am Auto. ,,Wir weisen erst einmal nur darauf hin.“ Und jedes Kundenfahrzeug, das fertig ist, fährt der Chef selbst noch einmal Probe.

Um 12:30 Uhr wird zusammen zu Mittag gegessen, das gehört für Volker einfach dazu. Noch dieses Jahr will Tochter Johanna ihre Lackiererei im Nebengebäude eröffnen, worauf Papa besonders stolz ist.

Was sollte man für den Kfz-Beruf mitbringen? „Man muss ihn mögen und mit Werkzeug umgehen können", antwortet Volker kurz und bündig. Um 17 Uhr ist Feierabend. Doch hin und wieder arbeitet Volker auch außerhalb der Öffnungszeiten. „Dafür haben viel zu viele meine Handynummer", sagt er mit einem Lachen im Gesicht.

Helfen konnte ich nicht, was wahrscheinlich besser für alle Beteiligten war. Azubi Stanley allerdings ist sich sicher: ,,Das ist genau der richtige Job für mich." jvo