Handwerkskammer Flensburg: Grenzenlos unterwegs

Einmal über den heimischen Tellerrand sehen und Berufserfahrung in fremden Ländern sammeln? - Mit der Mobilitätsberatung der Handwerkskammer Flensburg zum Auslandstipendium

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Bei dem Begriff "Mobilitätskonzept" spitzen viele sicherlich die Ohren und denken an die gesellschaftlich diskutierte Verkehrswende. Doch seit 2021 gibt es für Azubis innerhalb einer handwerklichen Berufsausbildung, sowie Gesellen und Meister bis zu einem Jahr nach Abschluss, die Möglichkeit eines Auslandstipendiums über die Handwerkskammer Flensburg. Ausbildungspersonal profitiert ebenfalls von dieser Bildungsmaßnahme.

Celina Niehoff ist als Projektbeauftragte für den Aufbau von grenzüberschreitenden Schulpartnerschaften, Netzwerkbildung zu Handwerksbetrieben und deren dauerhafte Pflege zuständig. Voneinander lernen zu können, den Horizont zu erweitern und in anderen Ländern zu erfahren, wie dort gearbeitet wird, sollte auch im Handwerk eine noch größere Sichtbarkeit und auch Bedeutung erhalten. Und was eignet sich da besser als ein Aufenthalt in einem Land der eigenen Wahl? Dabei ist der Weg zu einem in Kooperation mit dem Goethe Institut und über Erasmus+ geförderten Auslandsstipendium für Interessierte recht einfach. Mittlerweile haben sich fast alle europäischen Länder dem Konzept angeschlossen und entsenden ihrerseits Auszubildende, Gesellen oder Lehrpersonal aus handwerklichen Berufen nach Deutschland. Allerdings sind bestimmte Parameter zu beachten: „Wir entsenden fast ausschließlich Azubis über 18 Jahre. Rein aus Verantwortungsgründen“, berichtet die engagierte Mobilitätsberaterin im Netzwerk. Gerne bereits im zweiten Lehrjahr und die Genehmigung von Betrieb sowie Berufsschule muss vorliegen.

„Über die Mobilitätsberatung haben junge Menschen die Möglichkeit den Blick zu heben und unter Umständen sogar eine Zukunft im Ausland zu generieren", erklärt Niehoff, die selbst zu den Kooperationspartnern in Norwegen, Griechenland, Frankreich ganz persönliche Bindungen aufgebaut hat. So weiß ich garantiert, dass unsere Stipendiaten gut aufgehoben sind und einen echten Mehrwert aus ihrem Aufenthalt mitnehmen."

EINZELN ODER ALS GRUPPE

Neben ganzjährig und europaweit durchführbaren Einzelentsendungen von drei bis vier Wochen, gibt es Möglichkeit auf Gruppenentsendung mit mindestens fünf weiteren Personen. Bäckern steht sogar Chile als Entsendungsland zur Verfügung. In diesem Jahr erweitern China, Brasilien, Indonesien, Mongolei ebenso wie die Türkei und Mosambik die Liste der kooperierenden Staaten.

Die Aufgaben der Kammer sind die Übernahme der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen, Planung des Praktikums, sprachliche sowie kulturelle Vorbereitung und Betreuung vor Ort durch Kooperationspartner. Auch Unterstützung bei der Suche nach adäquatem Wohnraum gehört zu den Kernaufgaben von Celina Niehoff, nachdem durch sie bereits die notwendigen Fördermittel beantragt wurden.

FÖRDERPROGRAMM ERAMUS+

Zwischen 70 und 90 Prozent der Aufenthaltskosten werden durch das Förderprogramm Eramus+ gedeckt. Zudem läuft für Auszubildende die Vergütung über den Austauschzeitraum weiter und es gibt Vereinbarungsmöglichkeiten, durch den Verzicht auf Urlaubstage auch für den Arbeitgeber dieses Stipendium attraktiver zu machen. Voraussetzung ist aber immer ein Mindestaufenthalt von 14 Tagen im Ausland. ,,2022 konnte ich sechs Gesellen, vier Lehrkräfte und 24 Azubis nach Finnland, Griechenland, Irland, Kroatien, Norwegen, Spanien entsenden." Im Gegenzug wurden zwei Gesellen, zehn Lehrkräfte und 28 Azubis aus Belgien, Bosnien, Frankreich sowie Norwegen aufgenommen.

„Weltweit ist Fachkräftemangel ein Problem", resümiert Celina Niehoff. Die Möglichkeit potenzielle Facharbeiter über diese Form des Austauschs zu gewinnen, könnte Einladung für ausländische Handwerker sein. Auch eine Ausbildung im Deutschen Handwerk ist in anderen Ländern ein nicht zu verachtendes Privileg. Die Qualität der hiesigen Ausbildung wird grenzüberschreitend hochgeschätzt und nicht selten kommen Interessenten auf eigene Initiative nach Deutschland, um später in ihrem Heimatland das angeeignete Wissen als Experten anzuwenden.

Am Ende profitieren alle davon: Jede Einzelperson, die Unternehmen aber insbesondere die Wirtschaft. Weitere Infos unter: www.hwk-flensburg.de/mobilitaetsberatung //kur