Viele Lichter am Ende des Tunnels

Wohnungsnot und viel zu teure Mieten in Kappeln verunsichern die Bürger nicht nur, es macht einigen richtig Angst vor der Zukunft. ,, Wie soll ich das bezahlen? Wieviel Raum kann ich mir überhaupt noch leisten, vor allem mit Kindern? Und wo?" Könnten Fragen sein, die viele Menschen derzeit bewegen. Bei zwei Verdienern im Haus mag es noch grad so gehen, aber ein Gehalt geht oft nur für die Miete drauf. Geht da aller Mut und jede Hoffnung inzwischen verloren?

Die gute Nachricht ist, es gibt eine Menge Lichter am Ende des Tunnels zum Thema Wohnraum, egal ob Häuserbau oder Mietobjekte. Welche das sind, davon berichten Maklerprofis aus Kappeln und Kappelns Bürgermeister.

„Aus meiner Sicht wird sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Kappeln innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren absolut beruhigen“, meint Jeanette Göpfert, Maklerin und Wertermittlerin aus dem Dehnthof 3. Sie erläutert, dass zum Beispiel viele Kapitalanleger in Zeiten von Strafzinsen ihr Geld anlegen müssen und wollen, „und sie tun das gerne in Beton", fügt sie hinzu. Das führe vermehrt zu neuen Wohnraum, der auch bezahlbar sei. „Hinzu kommen Häuser oder Wohnungen, die aus Erbmassen verwertet werden müssen, derzeit aber nicht als Ferienwohnung umgewandelt werden dürfen. Auch auf diese Art und Weise wird Lebensraum frei." Im Gegensatz dazu könne man etwas höhere Mieteinnahmen im Bestand nur durch Sanierungerreichen, wenn es denn umzusetzen sei, aber oft sei ein Neubau einfach rentabler. „Ich weiß auch von vielen Inhabern von Ferienwohnungen, dass an einigen Fronten überlegt wird, Ferienwohnungen zukünftig fest zu vermieten" erklärt sie weiter. „Dann hat man seine Ruhe und durch die Pandemie haben wir gesehen, dass es besonders vorteilhaft sein kann, nicht nur auf Einnahmen in der Urlaubssaison zu bauen, die auch plötzlich ganz wegbrechen können.” Ergänzt sie, dass die meisten der ihr bekannten Vermieter außerdem beispielsweise mindestens einmal im Jahr ihr Objekt komplett renovieren müssen, weil es leider nicht von allen pfleglich behandelt würde. Zusätzlich sei es unheimlich schwer, Reinigungspersonal zu bekommen, was für einige bereits ein Grund für eine Festvermietung gewesen sei. 

Thomas Winkels, Makler und Ferienwohnungsvermittler aus der Schmiedestrasse 42 stimmt ihr teilweise zu. „Das habe ich auch schon mal in Gesprächen gehört, dass zumindest darüber nachgedacht wird, eine Ferienwohnung lieber fest zu vemieten." Meint er. „Es ist aber auch jetzt noch immer wieder Bewegung auf dem Markt" führt er fort, „und hier und da werden auch bezahlbare Wohnungen frei, weil Leute wegziehen oder zum Beispiel eine größere oder kleinere Wohnung benötigen. Er hatte gerade eine größere Wohnung im Angebot zu einem ganz normalen bezahlbaren Mietpreis. „Natürlich war die Nachfrage höher, als zu anderen Zeiten, aber es kommt immer wieder was rein." Er muss zustimmen, dass Angebot und Nachfrage derzeit ein wenig in Schieflage geraten seien, aber trotzden macht er Hoffnung, denn es stimme nicht, dass es unmöglich sei, eine gute und bezahlbare Wohnungslösung in Kappeln zu finden. „Manchmal braucht es halt ein wenig Zeit“, sagt er.

Auch Kappelns Bürgermeister Joachim Stoll schaut optimistisch in die Zukunft. „Das Thema Wohnungsnot und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, war einer meiner wichtigsten Motivatoren, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren“, verrät er und fasst zusammen, was bereits angeschoben wurde und kurz-, mittel- und langfristig für eine Entspannung an Wohnungsmarkt sorgen werde. „Was nicht sein darf ist, dass immer noch landwirtschaftliche Flächen durch Bebauung verloren gehen, denn es gibt auch andere Lösungen” beschreibt er konkrete Pläne, welche auch bereits entsprechend beschlossen und auf den Weg gebracht wurden.

Um zum Beispiel weiteren Wohnraumverlust zu begrenzen, werden zukünftig Anfragen auf Umwandlung hin zu einer Ferienwohnungsvermietung negativ beschieden beziehungsweise zurückgestellt. Für kurzfristigen neuen Wohnraum wurden B-Pläne mit klaren Festsetzungen entwickelt, die im Kappelner Bestand eine Hinterland-Bebauung zulassen, was vorher vielfach nicht möglich war. „Kappeln hat ein hohes Potential an freien Flächen, die auf diese Art eine geordnete Nachverdichtung emöglichen, soweit Grundstückseigentümer dazu bereit sind", erläutert Stoll, dass, um den Frieden der Nachbarn zu erhalten, natürlich die Bauten mit dem Bestandsgebiet abgestimmt werden. „Die meisten Grundstücke sind sehr groß, so dass diese Möglichkeit guten Anklang finden kann, so der Bürgermeister, „besonders interessant wird es natürlich, wenn die Kinder bei den Eltern bauen möchten.”

Weiterhin gäbe es auch schon einen B-Plan, der die Möglichkeit zur Aufstockung von vorhandenen Gebäuden ermöglichen soll, verrät Stoll weiter. Das sei nur derzeit schwer umsetzbar für die meisten Eigentümer aufgrund der aktuell erhöhten Baukosten.

Langfristige konkrete Pläne für Neubaugebiete, zum Beispiel in Mehlby oder Alte Schiffsgalerie brauchen ihre Entwicklungszeit, im Normalfall drei bis fünf Jahre. „Für das neue Wohngebiet in der Borkumer Straße erfolgt der Spatenstich allerdings bereits dieses Jahr im Herbst. Es werden Reihenhäuser und Geschosswohnungen entstehen.” Freut sich Stoll, dass es auf dem Wohnungsmarkt sehr bald besser wird in Kappeln. Doris Ambrosius