Energiegenossenschaft Föhr eG: Energieerzeugung aus Altreet

Brar Hinrichsen von der EG Föhr hat gemeinsam mit Reetdachdecker Norbert Nielsen eine Idee, die sowohl Entsorgungs-, Transport- als auch Energieprobleme lösen könnte

FOTO: PANKOW - STOCK.ADOBE.COM

Übergangstechnologien werden stetig weiterentwickelt und unaufhörlich neue Wege der Energiegewinnung gesucht. Brar Hinrichsen von der Energiegenossenschaft Föhr eG hat gemeinsam mit Reetdachdecker Norbert Nielsen eine Idee ins Rollen gebracht, die sowohl Entsorgungs-, Transport- als auch Energieprobleme lösen könnte. „Unsere nordfriesische Architektur lebt von Reetdächern. Sie erfahren seit geraumer Zeit eine Renaissance, da Naturwerkstoffe immer beliebter werden“, wissen Experten des Reetdachdecker-Handwerks.

Dabei ist der Anbau, der Import aus Anrainerstaaten wie Rumänien, Polen und Ungarn nur ein Problem. Denn dieses zu verarbeitende Reet kommt aufgrund seiner Herkunft nicht optimal mit dem rauen Klima an der Nordsee zurecht. Daher hat es eine geringere Halbwertzeit und muss zumeist nach 20 bis 30 Jahren erneuert werden. „Trotz strenger Qualitätsprüfungen kommt es oftzu Reklamationen, weil sich Pilzbefall oder Nässe im Inneren der Ballen befinden.“ Wird ein Dach erneuert oder ausgebessert, fällt eine nicht unerhebliche Menge Abfall an. Dieser Biomüll muss entsorgt werden, was oftmals mit schweren LKW und anschließendem Seeweg passieren muss. Hier setzt der innovative Gedanke von Norbert Nielsen und der Energiegenossenschaft Föhr eG an: Wärme aus Altreet erzeugen und somit eine regenerative Energiequelle schaffen. Eine Brennstoffanalyse ist bereits in Arbeit, um damit den Schritt in Richtung Politik gehen zu können, die für dieses Thema sensibilisiert werden muss. Neben dem gemeinnützigen Zweck der Wärmegewinnung, von dem die Allgemeinheit auf Föhr profitieren würde, entfallen lange und emissionsintensive Abtransportwege.

KURZE WEGE FÜR OPTIMALE WÄRMENUTZUNG

Wie das Ganze funktioniert, ist recht simpel erklärt: Aus dem Reet werden Pellets gepresst, welche dann in einem dafür vorgesehenen Ofen verbrannt werden. Eingespeist wird die erzeugte Wärme in das Nahwärmenetz und erreicht somit angeschlossene Haushalte. Standort der Anlage soll Oldsum sein. Derzeit warte man auf die Genehmigungen und die B-Planänderung, berichtet Brar Hinrichsen. Die EG Föhr ist seit ihrer Gründung bestrebt, erneuerbare Energien auf den Inseln weiterzuentwickeln, Projekte umzusetzen und die Föhrer Strom- und Wärmeproduzenten in ihre Konzepte zu integrieren.

VIELE ENTSORGUNGSPROBLEME WÄREN GELÖST

„Wir wollen gerne schneller mit unseren Ideen vorangehen. Schließlich profitiert die Gesellschaft davon und die Politik baut ja schon den entsprechenden Druck auf.“ Ursprünglich war der Baubeginn für dieses Jahr vorgesehen. Aktuell berät man innerhalb der Genossenschaft über die Möglichkeit, zwei Biomassekessel zu installieren. Einen für Hackschnitzel aus Holz und den zweiten für Altreet. „Allerdings stellt sich dann wieder die Frage, welches Holz wir verwenden“, konstatiert Hinrichsen. Hier bieten sich holzverarbeitende Unternehmen auf Amrum und Föhr an, welche ihre Holzabfälle zur Verfügung stellen könnten. Eine Rohstoffverknappung und damit einhergehende Sensibilisierung in Richtung Upcycling sowie Recycling von Baumaterialien, ist im Sinne der Generationenvorsorge unabdingbar. Wärme aus Altmaterialien zu erzeugen ist ein Weg. Ein weiterer könnte beispielsweise auch sein, Brauchwasserfilteranlagen für Eigenheime mit Holzschnitzeln zu betreiben und diese am Ende ebenfalls als Pellets zur Wärmegewinnung zu verbrennen. Zudem ließe sich die dabei aufgefangene Biomasse wiederum in einer Biogasanlage in Energie umwandeln.

Es gibt viele Wege, lokal und somit nachhaltig Energieerzeugung weiter zu denken. Dafür braucht es, neben Entwicklern derartiger Konzepte und Technologien, diejenigen Fachleute welche solche Technik einbauen und anschließen. Silke Kurtz