Lutz Martensen: Betriebsübernahme ist Daseinsvorsorge

Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Süd, Lutz Martensen, erläutert, was bei der Unternehmensnachfolge alles zu beachten ist

Stehen in allen Belangen der Kreishandwerkerschaften Nordfriesland eng beieinander: Lutz Martensen (l.) und Stephan Tack (r.) sind mit ihren Kompetenzen als Geschäftsführer aufeinander eingespielt. FOTO: SILKE KURTZ

Schneller als man denkt, ist sie da: die Altersgrenze und damit einhergehend die Überlegung, wer den eigenen Betrieb weiterführen könnte. Inhaber können sich nicht früh genug um Nachfolger kümmern, empfiehlt Lutz Martensen. Als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Süd, ist die Beratung von Unternehmen in seinem Gebiet an der Tagesordnung. „Unternehmensnachfolge ist ein gravierender Beratungspunkt meiner täglichen Aufgaben als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft in Husum.

FOTO: DEAGREEZ - STOCK.ADOBE.COM
FOTO: DEAGREEZ - STOCK.ADOBE.COM

Meine Empfehlung ist, sich bereits zehn Jahre vor dem Rückzug aus dem operativen Geschäft, um eine Nachfolgelösung zu bemühen.“ Natürlich gehört eine Portion Mut dazu, sich selbständig zu machen und Personalverantwortung zu übernehmen. „Aber ohne engagierte Handwerkerinnen und Handwerker, welche bereit sind ein gewisses Risiko zu tragen, wird unsere Zunft irgendwann schwächer. Man darf nie außer Acht lassen, dass eine betriebliche Übernahme Arbeitsplätze sichert und damit auch die kommunale Infrastruktur sichert.“

Neben der fachlichen Kompetenz des Nachfolgers oder der Nachfolgerin ist auch die Sozialkompetenz mitentscheidend, um ein Unternehmen heutzutage am Markt zu halten. „Ein gutes Betriebsklima ist vielen mittlerweile wichtiger als der letzte Euro mehr“, betont Lutz Martensen, der in Husum 14 Innungen und Landesverbände organisiert.

„Meine Empfehlung ist, sich bereits zehn Jahre vor dem Rückzug aus dem operativen Geschäft, um eine Nachfolgelösung zu bemühen.“
LUTZ MARTENSEN, KREISHANDWERKERSCHAFT NORDFRIESLAND SÜD

„Wichtig ist, dass man sich als Inhaber externe Unterstützung für Fachfragen sucht. Unternehmens- oder Steuerberater sind in diesem Metier geschult und können einen Betrieb neutral beraten“, empfiehlt Martensen. „Die erste Anlaufadresse sollte aber die Handwerkskammer oder die Kreishandwerkerschaft sein.“ Hier werden bereits die Fakten gebündelt und eine eventuelle Ausschreibung wird über das bestehende Netzwerk beider Organisationen in die Fläche gegeben. „So bestehen die besten Voraussetzungen, um auch bei der letzten Milchkanne einen potenziellen Nachfolger für einen Handwerksbetrieb zu finden.“


Wo Praxis sich mit Theorie verzahnt

Bildung ist der Grundstock einer Karriere. Dabei kommt es sicherlich auch immer ein wenig darauf an, wer Fachwissen vermittelt. Wieviel Engagement und auch Leidenschaft dazu gehört, weiß der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Nord Stephan Tack und hebt die hervorragende Kooperation der Beruflichen Schulen des Kreises Nordfriesland in Niebüll mit dem Handwerk hervor.

Example caption here

Fachwissen vermittelt sich bekanntlich nicht im Schlaf. Und wie wichtig gute Didaktik in der Wissensweitergabe ist, hat wohl jeder während der Schulzeit und Ausbildung oder Studium erfahren. Umso wertvoller ist es, Lehrpersonal aus der beruflichen Praxis zu haben. Als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Nord mit Sitz in Niebüll, schätzt Stephan Tack den unmittelbaren Austausch und direkte Nähe zu den Fachabteilungen der Beruflichen Schule mit Sitz in Niebüll sehr. „Wir haben den gewaltigen Vorteil, Lehrwerkstätten im Gebäude der Kreishandwerkerschaft zu haben. Maler, Zimmerer und Tischler erhalten hier ihre fachpraktische Einweisung an diversen Werkzeugen“, erklärt der gelernte Dachdecker den Aufbau der Kreishandwerkerschaft.

Theoretisches Fachwissen wird in den Unterrichtsräumen vermittelt, für die Praxis kommen die Lernenden dann in die Lehrwerkstätten. „Wir erhalten von den Lehrkräften die aktuellsten Informationen über Lerninhalte und Leistungsniveaus der Ausbildungsjahrgänge“, reflektiert der Geschäftsführer. Denn das Thema Ausbildung ist Kernelement der Kreishandwerkerschaften, die für alle Gewerke Sprachrohr und Interessenvertretung sind. „Nachwuchs- und Fachkräftemangel ist ein Brennpunkt in der Gesellschaft und die qualifizierte Ausbildung junger Menschen nicht nur Herzensangelegenheit, sondern gesellschaftliche Existenzsicherung.“ In enger Zusammenarbeit mit Fachpersonal der Schule erarbeiten die Innungen Prüfungsaufgaben und bereiten diese ebenso gemeinsam vor wie die Freisprechungen mit dementsprechenden Ehrungen und Feierlichkeiten.

„Handwerk bedeutet eben Hand in Hand werken und sich gegenseitig in der Weiterentwicklung unterstützen.“
STEPHAN TACK, KREISHANDWERKERSCHAFT NORDFRIESLAND NORD

„Viele Auszubildende, die es während ihrer Lehrzeit etwas schwerer hatten, konnten alleine durch das Einfühlungsvermögen des Lehrpersonals und durch das Schaffen eines persönlichen Zugangs, mit einem respektablen Ergebnis den Abschluss erhalten“, merkt Stephan Tack an, der sich nicht nur für die Ausstattung der Lehrwerkstätten mit modernsten Maschinen und Werkzeug einsetzt, sondern sein deutschlandweit ausgerichtetes Netzwerk nutzt, um über den Tellerrand hinaus neue Lerninhalte und Veränderungen abzugreifen. „Handwerk bedeutet eben Hand in Hand werken und sich gegenseitig in der Weiterentwicklung unterstützen.“ Silke Kurtz

Info

Interessenten wenden sich bitte an: www.handwerknordfriesland.de