Ruhe als Quell der Inspiration

Fotograf Ralf Reinmuth liebt Licht, Natur, Landschaften und Stimmungen

"Die Lichtstimmungen sind im Winter am schönsten", sagt Ralf Reinmuth.

Eiderstedt-Land
Eiderstedt-Land

Vollerwiek, dieses beschauliche Dörfchen zwischen Welt (im Osten) und Deich (im Westen), ist eine ganz andere Nummer als die Großstadt Stuttgart, von der Ralf Reinmuth kommt. Der Profi-Fotograf war 2013 mit seiner Familie (seiner Frau Tanja, der Tochter und dem Vater) aus der trubeligen, „viel zu vollgestopften Großstadt" hierhergezogen und engagiert sich seitdem für... - Ja, das will ich in Erfahrung bringen.

Der 52-jährige stattliche Mann empfängt mich in seinem Atelier „Küstenfocus“. Es wirkt kühl hier, wenig geheizt. Auch hängen nur wenige Bilder an den Wänden, die meisten sind gerade ausgeliehen für die Gemeinschafts-Ausstellung des Fördervereins Kunst und Kultur Eiderstedt (FKE) in Garding „Kunstwinter" im Alten Rathaus.

,,Schon seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Fotografie", sagt Ralf Reinmuth. An einen besonderen Moment, ein Schlüsselerlebnis könne er sich nicht erinnern, vermutlich sei es die Technik gewesen. Mit zwölf Jahren hatte er bereits ein eigenes Fotolabor, entwickelte seine Bilder selbst und auch für Andere - eher ungern, aber um das Labor damit zu finanzieren.

Heute interessieren ihn vor allem Licht und Natur, Landschaften und Stimmungen. Auf seinen teils sehr großformatigen Fotos auf Leinwand erblickt man hauptsächlich St. Peter-Ordinger und Eiderstedter Motive, keine Menschen. Reinmuth bildet sie nicht ab, er will sie motivieren! Der Fotograf gibt mehrmals die Woche Fotokurse, ,,um Freude unter die Menschen zu bringen."

Die Kamera ist nur der Gehstock

Das muss er mir etwas näher erklären und tut dies mit großer Begeisterung. „Ich sehe es als meine Aufgabe, den Kursteilnehmern zu vermitteln, dass sie selbst etwas können, kreativ gestalten können. Das fängt beim Sehen an. Die Kamera ist dabei nur der Gehstock." Letztlich will er alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Hilfe seiner Anregungen zum eigenen Tun glücklich machen.

„Es gibt ja viele technische Möglichkeiten bei den Digitalkameras und Smartphones", fährt der 52-Jährige weiter fort, „aber ich will die Reduktion vermitteln: die Reduktion auf das Wesentliche." Eigentlich soll der fotografische Vorgang enttechnisiert und eher personalisiert werden. Die Apps für diese Kameras lehnt er gänzlich ab. ,,Das Grundbild muss perfekt sein, dann kann man es variieren."

Jetzt im Winter geht er gern hinaus - auch mit Gruppen - um Sonnenauf- und untergänge einzufangen. „Die Lichtstimmungen sind im Winter am schönsten“, sagt er. Und: „Man muss nicht extra lange aufbleiben oder früh aufstehen, um das zu erleben“, sagt er und lacht.

Kochen und Musik als Hobbies

Ralf Reinmuth gibt mehrmals die Woche Fotokurse, „um Freude unter die Menschen zu bringen."
Ralf Reinmuth gibt mehrmals die Woche Fotokurse, „um Freude unter die Menschen zu bringen."

Freude steht Ralf Reinmuth ins Gesicht geschrieben. Er isst gern, gibt er zu, und kocht auch gern, vor allem für Freunde. „Am liebsten was aus der mediterranen Küche und traditionelle württembergische Gerichte, aber modern abgewandelt." Außerdem liebt er Musik, versteht aber angeblich nichts davon. Musik ist für ihn reiner Genuss, „Wissen stört da eher.“ Richard Wagner zu hören ist für Reinmuth auch ein Quell der Inspiration, genau wie die Ruhe auf Eiderstedt.

Nun sei diese Ruhe aber kein Idyll, das selbstverständlich von allein so bleibe. Wegen der Umstellung auf Erneuerbare Energien würden auch auf Eiderstedt etliche Windmühlen geplant. ,,Bisher waren die Flächen wegen des Erhalts anderer, uns wichtiger Lebensgüter wie Natur und Landschaft, naturverbundener Tourismus aus guten Gründen ausgeschlossen“, heißt es in einer großformatigen Anzeige der Bürgerinitiative ,,Zukunft Eiderstedt" in einer Regionalzeitung. Auch Ralf Reinmuth hat sich der BI angeschlossen, weil er die beschauliche Landschaft und den sanften Tourismus hier erhalten möchte. Ebenso engagiert er sich als ,,Nationalpark Partner Wattenmeer", und das sei ein mit viel Arbeit verbundenes Bekenntnis. Regelmäßige Schulungen zu Themen wie Ökosystem Watt, das Verhalten der Brutvögel, Tier- und Pflanzenarten kosten viele Stunden. Aber das gehöre ebenso dazu wie die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Das Zertifikat zum Tragen des Titels „Nationalpark Partner“ wird immer nur für drei Jahre vergeben und muss dann erneuert werden. Reinmuth ist immerhin Stellvertreter im Vergaberat. Er trifft Gleichgesinnte und ist vernetzt mit Menschen im Umweltschutz, mit Künstlern und der Kirche. ,,Bei allem, was man tut, sollte man mit dem Herzen dabei sein," so sein Credo. Karin Funke