Met aus Jevenstedt

Der größte Met-Hersteller Deutschlands befindet sich in Jevenstedt. Die Erfolgsgeschichte von André Striewski begann allerdings in sehr kleinem Stil.

André Striewski ist Deutschlands größter Metproduzent. FOTOS: MATTHIAS HERMANN 

Dass sich in der Gemeinde ein Marktführer befindet, wissen selbst viele Jevenstedter nicht. Manchmal findet es der Besitzer selbst unglaublich, was aus dem gewachsen ist, was mit einem Geschenk des Großvaters begann.

Viele Menschen, die das Wort „Met“ hören, denken wahrscheinlich an trinkfreudige Germanen oder Wikinger. Die Gemeinde Jevenstedt dürfte hingegen nur wenigen in den Sinn kommen. Dabei befindet sich hier eine der größten europäischen Met-Kellereien, in Deutschland kann sich kein anderes Unternehmen mit dem Betrieb von André Striewski messen. Dabei hat alles in sehr kleinem Maßstab angefangen.

Das Wikingerblut ist seit 2022 auch das offizielle Geschenk der Gemeinde Jevenstedt.

Mit 15 Jahren bekam der junge André Striewski einen Glasballon von seinem Großvater Helmut Warnholtz geschenkt. Da Warnholtz Imker war, gab es noch ein Glas Honig dazu. „Mach da was mit, hat mein Opa gesagt“, erinnert sich Striewski. Und da der Jugendliche Spaß am Ausprobieren hatte, entstand der erste Honigwein. Das alkoholische Getränk „Made in Jevenstedt“ war zunächst allerdings nur für Großvater Warnholtz und einige Freunde zur Verköstigung gedacht.

Vor zehn Jahren wurde noch mit Hand abgefüllt. Inzwischen kommt im gesamten Betrieb Hightech zum Einsatz.

Die Menge steigerte sich auf 20 Liter, dann 40 Liter pro Jahr. Mit 100 Flaschen fuhr Striewski, der zwischenzeitlich auch Imker gelernt hatte, dann ein paar Jahre später zu einem Weihnachtsmarkt in die Neumünsteraner Holstenhallen. Bereits nach einem Tag konnte der Jungunternehmer einpacken – der Met war ihm sprichwörtlich aus den Händen gerissen worden.

Der Betrieb wuchs und nach und nach vergrößerte sich auch das Sortiment des Jevenstedter Unternehmens. Denn ähnlich wie beim klassischen Wein aus Trauben, gibt es auch beim Met verschiedene Geschmacksrichtungen. Dabei werden bis zu vier verschiedene Honige benutzt, um einen Met zu komponieren. Das Endprodukt kann dann trocken, mittelsüß oder süß sein. Bei der Herstellung hilft Striewski die über Jahre erworbene Erfahrung. Da es sich beim Met allerdings um ein reines Naturprodukt handelt, ist auch das Probieren wichtig. „Und das mache ich immer noch gerne“, erklärt Striewski, der von seinem Honigwein überzeugt ist.

"Es gibt einige Kellereien, deren Produkte spitzenmäßig schmecken, aber die produzieren alle im kleineren Stil.“
André Striewski, Metproduzent
Der Sohn von André Striewski vor den neuen Reifetanks. 

Und tatsächlich ist das Unternehmen, dessen Wurzeln vor über 30 Jahren in einem Gärballon und einem Topf Honig liegen, über die Jahre zum Marktführer in Deutschland aufgestiegen. Wo vor zehn Jahren noch mit Hand abgefüllt wurde, laufen inzwischen Förderbänder mit rund 10.000 Flaschen am Tag. „Manchmal ist es unglaublich, wie alles gewachsen ist“, stellt der Firmenchef fest. Erst im vergangenen Jahr wurden neue Gärbehälter und Reifetanks gebaut. Nun ist die Kapazitätsgrenze eigentlich schon wieder erreicht.

Striewskis Honigwein hat sich zum Kultgetränk entwickelt. Nicht nur auf Mittelalter-Märkten (im Winter auch als Heißgetränk), auch auf Musikfestivals und vor allem unter Rollenspielern wird der Jevensteder Met geschätzt. Und so kommen die Kunden aus Deutschland und dem europäischen Ausland auch einmal mit dem Tanklastzug vorgefahren.

„Es gibt einige Kellereien, deren Produkte spitzenmäßig schmecken, aber die produzieren alle im kleineren Stil“, sagt Striewski. Und die nächste Generation steht bereits bereit: Unter den 15 Mitarbeitern sind mit Lara (17) und Philipp (20) die beiden Kinder von André Striewski, um den Familienbetrieb und Marktführer fortzuführen. Matthias Hermann

INFO 

➤ Met ist ein alkoholisches Getränk, das aus Honig und Wasser besteht. Durch die Zugabe ausgesuchter Hefen wird der im Honig enthaltene Zucker in Alkohol umgewandelt. Zudem entsteht durch die Gärung der typische Geschmack. Die Herstellung hat eine lange Tradition, in Nordchina gibt es Hinweise, dass Honigwein bereits um 7000 v.Chr. produziert wurde. 
➤ Durch die Zugabe von Gewürzen oder Säften kann der Met veredelt werden. Unter „Wikingerblut“ ist beispielsweise mit Kirschsaft gemischter Honigwein bekannt. 
➤ Restzucker kann dazu führen, dass die Hefe wieder zu gären beginnt und der Met dadurch verdirbt. André Striewski füllt seinen Honigwein deshalb bei 60 Grad Celsius ab („Warmfüllung“). So werden die Hefen abgetötet und der Met muss beispielsweise nicht geschwefelt werden.