Rendsburger Primaner Ruderclub - aus seinen Reihen kommt ein Olympiasieger

Der Rendsburger Primaner Ruderclub hat eine lange Geschichte hinter sich. Er wurde 1880 aus der Herderschule heraus gegründet und ist damit der älteste Schüler-Ruderclub Deutschlands. Der Vorstand besteht ausschließlich aus Schülern.

Feste Trainingszeiten gibt es zwar, dennoch besteht keine Anwesenheitspflicht: Jedes Mitglied entscheidet selbst, wie viel Zeit es in den Ruderclub investieren möchte. FOTOS: GERO TRITTMAACK

Der Rendsburger Primaner Ruderclub an der Obereider ist zwar alt an Jahren, von seiner Struktur her aber frisch, modern und unkonventionell. Mit dem Namen können auf Anhieb nicht einmal die stellvertretende Präsidin Ria Butgereit und Fuxmajorin Janne Köster etwas anfangen. „Von Primanern reden wir schon lange nicht mehr“, sagt die 16-jährige Ria, „ich bin im zehnten Jahrgang, sagt die Ruderin, die im Vorstand unter anderem für die Verwaltung der Clubgelder zuständig ist.

Junger Vorstand: Präsidin Ria Butgereit, Fuxmajorin Janne Köster und Alexander Kasch, Vorsitzender des Ältestenrates (von links)

Die gleichaltrige Janne Köster kümmert sich um die Ausbildung der Neulinge und ist Ansprechpartnerin, wenn es um Regatten geht. Das Besondere: Der gesamte Vorstand besteht ausschließlich aus Schülern. Und der wird einmal in Jahr von den Schülern gewählt, nur diese sind stimmberechtigt. Und sie können dem Verein nach ihren Wünschen gestalten.

KOMMEN, WENN ES PASST

In der Praxis sieht das so aus, dass es zwar feste Trainingszeiten gibt, aber niemand verpflichtet ist, immer zu kommen. „Jeder kann sich die Zeiten flexibel einteilen, ein Platz in einem der Boote findet man immer irgendwie“, berichtet Janne Köster. Manche der knapp 50 aktiven Mitglieder sieht man dreimal in der Woche, andere nur dreimal im Jahr.

NACH DER SCHULE INS BOOTSHAUS

Das Bootshaus vom Wickenhagenweg aus: Es stammt aus dem Jahr 1915 und wurde einst von Insassen der ehemaligen Strafanstalt gebaut.

Janne Köster und Ria Butgereit gehören zu denen, die fast jeden Tag im Bootshaus zu sehen sind. „Ich komme häufig nach der Schule, mache mir etwas zu essen, erledige die Hausaufgaben, kümmere mich um die Verwaltung und trainiere“, erzählt Ria Butgereit. Für sie ist das Bootshaus am Wickenhagenweg in Rendsburg fast zu einem zweiten Zuhause geworden.

OLYMPIASIEGER LAURITZ SCHOOF

Wer weitergehende Ambitionen hat, kann auch auf Leistung trainieren. Dafür gibt es im Verein mit Thorben Walter einen ehrenamtlichen Trainer und auch die Möglichkeit, an Regatten teilzunehmen. Was daraus werden kann, zeigt das Beispiel von Lauritz Schoof, der im RPRC das Rudern lernte und später bei den Olympischen Spielen in London 2012 und in Rio 2016 Goldmedaillen im Doppelvierer gewann.

HALLE UND RÄUME SIND ZU KLEIN

Da der Vorstand des RPRC ausschließlich aus nicht-volljährigen Schülerinnen und Schülern besteht, ist er aus rechtlichen Gründen nicht voll handlungsfähig. Deshalb hat der Ältestenrat, der aus drei ehemaligen Mitgliedern besteht, die juristische Vertretung übernommen. „Wir beraten und unterstützen den Vorstand in seiner Arbeit", erklärt Alexander Kasch (26), der natürlich auch Herderschüler war. Er sorgt sich zurzeit um das alte Bootshaus. "Mit den Mitgliedsbeiträgen von 65 Euro pro Jahr decken wir gerade einmal ein Viertel der laufenden Kosten. Deshalb sind wir als gemeinnütziger Verein nicht nur auf das ehrenamtliche Engagement, sondern auf Geld- und Sachspenden angewiesen, um Anlagen und Inventar zu pflegen und neues Bootsmaterial zu beschaffen. Eine große Unterstützung sind dabei die Alten Herren, ehemalige Herderschüler, die unter anderem die Pacht für das Grundstück begleichen und auch sonst immer gern weiterhelfen." Aber das wird auf die Dauer nicht ausreichen, wie Kasch deutlich machte: "Bootshalle, Aufenthaltsraum, Küche und Umkleideräume sind in die Jahre gekommen und viel zu klein. Da muss etwas passieren." Schließlich will Deutschlands ältester Schüler-Ruderclub seine Arbeit noch sehr lange fortführen. Gero Trittmaack

INFO

Ziele des Ruderclubs

In den Gründungszeiten durften nur Schüler der letzten beiden Jahrgangsstufen (Primaner) am Clubleben teilnehmen. Das Rudern sollte damals bei der Eindämmung von Defiziten helfen: dem Missverhältnis zwischen geistiger und körperlicher Bildung, der Entfremdung von der Natur sowie der Verödung und Entartung des jugendlichen Erholungslebens, wie es in einem Buch von Professor Hermann Wickenhagen formuliert wurde. Der Autor ist Namensgeber des Weges, an dem das Bootshaus steht.

So fremd die damaligen Gründe für die Gründung des Vereins heute klingen mögen, im Prinzip gelten sie immer noch - auch wenn die Formulierungen anders Lauten. Jugendliche sollen die Möglichkeit auf eine alternative Freizeitgestaltung erhalten, sich sportlich betätigen und nebenbei lernen, Verantwortung und Selbstverwaltung zu übernehmen", heißt es inzwischen auf der Internetseite des Clubs www.rprc1880.de .