Husum: Einen Lebenstraum erfüllt

Das Haus der Fotografie von Lothar Detert ist ein Highlight für die Stadt.

Der Hamburger Pressefotograf Lothar Detert war einer der „Ausstellungsstars“. Foto: Klaus Bodig

Eine kleinere Stadt wie Husum kann durchaus die Konkurrenz mit Großstädten wagen: Jedenfalls, wenn es um das Thema Fotografie geht. Während die Stadt Hamburg jahrelang um die Einrichtung eines Museums stritt, letztlich das Glück hatte, dass „Fotopapst“ F.C. Gundlach die Initiative ergriff, ging es in Husum wesentlich einfacher. Parallelen gibt es dennoch: Denn in Husum war es ebenfalls ein Akteur mit Gestaltungswillen. 

Lothar Detert richtete in einem Lager-Gebäude der HaGe sein „Haus der Fotografie“ nach Maß ein. Die Stadt kann sich über eine solche Attraktion glücklich schätzen. Gerade Touristen sind begeistert, wenn sie hier nicht nur schauen, sondern auch lernen dürfen. Denn das Fotomuseum am Husumer Außenhafen bietet neben wechselnden Ausstellungen namhafter, internationaler Fotografen auch Seminarangebote. Neben einem Foto-Studio fand sich hier auch noch Platz für eine Galerie und Tagungsräume.

Lothar Detert ist ein vielseitiger Selfmademan, um das Wort vom Multi-Talent einmal zu vermeiden. Einerseits ist der Mann aus Sünderup, Ingenieur, Erfinder und Techniker und andererseits ein Weltenbummler und viel beachteter Fotograf, der seinerseits fotobegeisterte Menschen aus aller Welt zu Workshops und zum Gedankenaustausch in Husum zusammenführen will. Damit nicht genug: Auf dem „Weg zu sich selbst“ marschierte er schon quer durch Europa, Vietnam und Japan. Die Kamera war natürlich immer dabei. 

Der Fotograf verarbeitete die Sinnsuche auch mit einem fototechnischen Auftrag: „Who are you today?“ lautete der Titel einer eigenen Ausstellung. Dazu hat er seine Modelle sorgsam drapiert. Er plant, skizziert und entwirft dazu sein „Bühnenbild“, bevor er das geeignete Setting findet. Es dauert Stunden bis die Beleuchtung stimmt, um entscheidende Lichtakzente zu setzen. Seine Models müssen gestylt werden. Ganz wichtig: Das Setting auch während des Fotografierens immer mal wieder anpassen und schauen, was auf dem Foto besser wirkt. Und dann heißt es, ganz viel ausprobieren! „Irgendwann entwickelt man einen Blick dafür, wohin was auf welcher Ebene gestellt werden muss, was gut aussieht und wie man es fotografieren sollte.“ 

Lothar Deterts eigene Fotografien reflektieren gern auch Wartezimmer. Hier drückt sich eine oft absurd-komische Atmosphäre aus, Godot lässt grüßen. Worauf warten wir? Keiner weiß es. Ein weiter Weg vom ersten Foto des achtjährigen Lothar von Schloss Glücksburg mit einer Agfa Klack. „Das war mein erstes Bild! Die Faszination Fotografie ließ mich nicht mehr los!“ Zum Glück, möchte man sagen. 

Die aktuelle Ausstellung zeigt bis zum 24. Februar Fotografien von Marco Sanges aus London. Der international bekannte Fotograf fühlt sich stark vom Kino und insbesondere von den leuchtenden Schwarz-Weiß-Filmen der Stummfilmzeit angezogen und erstellt Folgen von Fotografien. Jede Sequenz erzählt eine einzigartige, vielschichtige Geschichte und schafft so ein ganz persönliches, imaginäres Kino. Überlebensgroße Charaktere und Geschichten, üppige Kostüme erinnern im Kern an den Surrealismus und insbesondere an die bildende und darstellende Kunst der 20er und 30er Jahre. Sanges setzt ins Bild, was sich wie eine Szene in einer Filmgeschichte entfaltet. 

Die Hingabe an die oft aufwändigen Projekte, die als Live-Theateraufführung inszeniert werden, steigert die Vorstellung über das normale Maß der Vorstellungskraft hinaus. Arndt Prenzel

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